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DR. TURNERS Thesen: Doktortitel für alle

Etwa zehn Prozent der erfolgreichen Hochschulabsolventen „machen den Doktor“, bei den Ingenieuren weniger, Juristen bleiben in der Norm, bei den Medizinern wird es fast jeder. Die Motive, diesen akademischen Grad zu erwerben, sind unterschiedlich: die Absicht, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen, die Vorstellung besserer Karrierechancen, die Hoffnung auf eine gehobene Vergütung, aber auch Prestige und Eitelkeit.

Etwa zehn Prozent der erfolgreichen Hochschulabsolventen „machen den Doktor“, bei den Ingenieuren weniger, Juristen bleiben in der Norm, bei den Medizinern wird es fast jeder. Die Motive, diesen akademischen Grad zu erwerben, sind unterschiedlich: die Absicht, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen, die Vorstellung besserer Karrierechancen, die Hoffnung auf eine gehobene Vergütung, aber auch Prestige und Eitelkeit. Wenn das Bemühen von Erfolg gekrönt ist, bleibt das Kürzel „lebenslänglich“ – auf der Visitenkarte, auf dem Türschild.

Der Drang ist groß, auch die Fachhochschulen möchten dieses Dekor gerne verleihen. Dann hätten wohl auch Kommunalpolitiker die Chance, „neben Familie und Beruf“ zu promovieren. Allerdings werden sie nicht so gute Noten erhalten wie das prominente Vorbild, weil der „Wissenschaftliche Dienst“ fehlt. Dem des Bundestages haben die Bayreuther Juristen bescheinigt, dass er hervorragend arbeitet. Allerdings ist den Rechtslehrern der Stilmix in der Darstellung nicht aufgefallen. Insoweit sollten sie ein wenig von den Germanisten lernen.

Vielleicht bedürfen Universitäten, was ihr korrektes Verhalten in Promotionsdingen angeht, des Beispiels aus anderen Bereichen. Hier bieten sich die Bundeswehr und ihre Universitäten an. Ihr Ehrenkodex lässt Zweifel über das, was man darf beziehungsweise unterlässt, nicht zu.

Aber warum so viele Umstände? Und warum immer das Risiko, dass jemand schummelt, ein Ghostwriter sich ein Zubrot verdient, Promotionsvermittler labile Professoren in Gewissensnöte bringen? Es geht doch einfacher: Da der Titel im Personalausweis eingetragen werden kann, sollte man die Vordrucke gleich damit versehen: Dr. Mustermann. Jeder, der ein solches Dokument beantragt, wird Dr., ohne Angabe der Fachrichtung. Das würde nur verwirren. Dr. ist Doktor. Niemand muss – wen auch immer, auch nicht sich selbst – zitieren, kleingedruckte Fußnoten verderben nicht mehr die Augen, der Dr. ist sozialisiert. Die höchste Stufe der Chancengleichheit ist erreicht.

Endlich ist verwirklicht, was alle längst wussten: „Zum Doktor drängt, am Doktor hängt doch alles.“

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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