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Killerinstinkt. Nicht der Mensch bringt Schimpansen-Männchen wie Titan dazu, Artgenossen zu töten. Überfälle auf Nachbarn haben vielmehr einen evolutionären Sinn.

© Ian Gilby

Dschungelkrieg: Die Wurzeln der Gewalt - unter Schimpansen

Schimpansen sind geborene Killer. Sie töten ihre Rivalen für ein größeres Revier, mehr Sex und Nahrung, meinen amerikanische Wissenschaftler. Der Einfluss des Menschen auf ihr Territorium sei nicht entscheidend.

Die acht Männchen patrouillieren im Gänsemarsch an der Grenze ihres Gebietes. Sobald sie die Rufe konkurrierender Schimpansen hören, richten sie sich alarmiert auf. Fällt ihnen einer ihrer Nachbarn allein in die Hände, zögert die Truppe nicht lange – besonders wenn es ein wehrloses Jungtier ist. Gemeinsam stürzen sich die Schimpansen darauf. Schwer verletzt oder tot bleibt es liegen.

Solche Überfälle sind natürlich und haben nichts mit Einflüssen des Menschen auf das jeweilige Schimpansenrevier zu tun, schreiben nun Forscher um Richard Wrangham von der Universität Harvard im Fachblatt „Nature“. Sie hatten das Verhalten von 18 Schimpansen- und vier Bonobogruppen analysiert, die über fünf Jahrzehnte beobachtet worden waren. Während die Bonobos weitgehend ohne tödliche Attacken auskamen, waren 152 Tötungen unter den Schimpansen bekannt. Eine Analyse zeigte, dass die Häufigkeit dieser Gewalt unabhängig vom Menschen war. Vielmehr kam es darauf an, wie viele Männchen in einer Gruppe dicht zusammenlebten. Die Aggressionen richteten sich außerdem meist gegen Männchen benachbarter Horden.

Gewalt unter Schimpansen ist adaptiv

Für die Autoren ist das ein Hinweis darauf, dass die Konkurrenz um Territorium, Nahrung und Weibchen ausschlaggebend ist – Faktoren, die die Evolution jeder Art beeinflussen. Besonders häufig waren die Tötungen bei Gruppen in Ostafrika, die bislang kaum gestört wurden. Die Idee, dass die Schimpansengewalt nicht adaptiv sei, habe damit ausgedient, schreibt Joan Silk von der Arizona State University in einem Kommentar.

Über die Ursache solcher Kämpfe wird gestritten, seit Jane Goodall sie vor etwa 50 Jahren erstmals im Gombe-Nationalpark beobachtete. Ihr Team hatte Bananen ausgelegt, um Schimpansen anzulocken. Das gelang zwar. Doch gleichzeitig begannen die Tiere, sich bis aufs Blut zu bekriegen. Erst als die Forscher die Fütterungen einstellten, waren sie wieder friedlich. Fortan standen zwei Fragen im Raum: Sind Schimpansen grundsätzlich mörderisch oder bringt erst der Mensch sie durch die Abholzung der Wälder, Fütterungen, Jagd und andere Störungen zu Gewaltexzessen? Haben Kriege so tiefe evolutionäre Wurzeln, dass sie bei unseren nächsten Verwandten vorkommen?

Die Daten werden nicht alle überzeugen, schreibt Silk. Dabei zeigen sie nur, dass bestimmte Umweltbedingungen Gewalt fördern. „Krieg ist nicht das Schicksal des Menschen, nur weil Schimpansen manchmal ihre Nachbarn töten.“

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