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Wissen: „Ein völlig neuer Ansatz der Studienreform“

Die TU Berlin gibt zehn Millionen Euro aus, um die Lehre zu verbessern und die Qualitätssicherung auszubauen

Nach der Exzellenzinitiative für die Forschung ist nun auch eine für die Lehre in der Diskussion. Was hätte die TU Berlin für einen solchen Wettbewerb in die Waagschale zu werfen?

Die Verbesserung der Lehre und der Rahmenbedingungen für das Studium sind per se ein besonderes Anliegen der TU Berlin. Es gibt verschiedene Programme, in die wir aktuell investieren. Sie reichen von der Entwicklung gestufter Studiengänge über die Qualitätssicherung durch Evaluation von Lehrveranstaltungen bis zum Ausbau des multimedialen Lehrangebots. Gerade bei Letzterem überzeugte unser Konzept. Das Bundesforschungsministerium stellte uns mehr als 1,5 Millionen Euro dafür als Drittmittel zur Verfügung. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Reichen die genannten Maßnahmen aus, um diese Ziele zu erreichen?

Nein. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Studienreform, werden aber durch weitere Maßnahmen ergänzt. Aus diesem Grund haben wir im Jahr 2006 ein Zehn-Millionen-Programm für die Verbesserung der Lehre aufgelegt, denn ohne die Bereitstellung von finanziellen Mitteln geht es auch bei der Studienreform nicht. Im Wettbewerb untereinander konnten sich unsere Fakultäten mit konkreten Projekten zur Verbesserung der Lehre um die Mittel bewerben.

Nach welchen Kriterien werden die Mittel vergeben?

Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl ist die Nachhaltigkeit für eine verbesserte Studiensituation. Die Gelder fließen in Praktika, in Studierendenprojekte, in die didaktische Weiterbildung der Lehrenden sowie die Unterstützung der Lehre durch Tutoren, damit Kleingruppenarbeit wieder möglich wird. Auch die Geräte sollen erneuert werden, damit unsere Studenten Experimente in modernen Laboren durchführen können. Ziel aller Projekte ist es, die Studienzeiten zu verkürzen, die Abbrecherquoten zu verringern sowie den Studierenden das aktuellste Wissen in ihrem Fach und zusätzliche fachübergreifende Kompetenzen zu vermitteln. Heutzutage verlangt man von Ingenieuren und Naturwissenschaftlern nicht nur Fachwissen, sondern auch Management- und Kommunikationskompetenzen. Über das Genannte hinaus wird es noch ein fächerübergreifendes strategisches Projekt zur Qualitätssicherung der Lehre geben.

Was ist darunter zu verstehen?

Gedacht ist an einen völlig neuen Ansatz der Studienreform. Geschaffen werden soll ein Qualitätssicherungssystem für die Bachelor- und Masterstudiengänge. Dazu werden die Studienprogramme qualitativ und quantitativ analysiert und bewertet. Im Focus der Untersuchung stehen die Inhalte der Curricula - sowohl für den Bachelor als auch den Master. Fragen, denen nachgegangen wird, sind: Was soll beziehungsweise muss in dem einen und was in dem anderen Studiumsabschnitt an die Studierenden inhaltlich vermittelt werden und in welchem Umfang? Welches Fachwissen und welche Kernkompetenzen müssen im Bachelor thematisiert werden und welche im Master, damit beide Abschnitte sinnvoll aufeinander aufbauen können? Welche Tiefe der Wissensvermittlung benötigt der Bachelorstudiengang, welcher der Masterstudiengang? Was wird gelehrt und was wird wann geprüft?

Die Studiengänge sollen ein klares Profil erkennen lassen …

Diese Analyse wird auch dazu führen, genauer beschreiben und differenzieren zu können, was ein akademischer Abschluss an einer Universität und an einer Fachhochschule bedeutet. Darüber hinaus stellt das Vorgehen ein unabdingbares Element für ein Gesamtqualitätssicherungssystem dar, wie es zurzeit vom Wissenschaftsrat empfohlen wird.

Das heißt, man geht mit der Qualitätssicherung ans Grundsätzliche? Gibt es Vorbilder?

Wir orientieren uns an drei holländischen Technischen Universitäten, mit denen wir kooperieren. Sie haben diese Qualitätssicherung bereits durchgeführt. Wir beginnen mit zwei Studiengängen, der Informatik und dem Wirtschaftsingenieurwesen. Langfristig soll die Zusammenarbeit dazu führen, dass die Studienleistungen europaweit anerkannt werden. Allerdings stehen wir in Deutschland erst am Anfang. Das Vorhaben ist ein Leitprojekt der neun großen Technischen Universitäten, der TU9. Die TU Berlin hat die Federführung.

Das Gespräch führten Kristina R. Zerges und Stefanie Terp.

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