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Elitewettbewerb: „Geheimniskrämerei“

Ein Teil der HU-Studenten wehrt sich gegen Elite

Studierende der Humboldt-Universität planen weitere Proteste gegen den Elitewettbewerb. In einer Vollversammlung riefen gestern Studentenvertreter dazu auf, den Begehungstermin der Gutachtergruppe am 11. und 12. Juni zu nutzen, um „auf dem Campus Präsenz zu zeigen“. Sie kritisierten erneut, dass der Eliteantrag der HU „langfristig zu einer Streichung vieler vermeintlich schwacher Fächer“ führen werde. Ihre Vermutung: Zwar könne die HU durch den Elitetitel eine Förderung in Millionenhöhe erhalten und damit neue Institute und Professuren schaffen. Doch sei nach Ablauf der Förderphase von fünf Jahren damit zu rechnen, dass andere Fächer gestrichen werden, um die neuen Schwerpunkte erhalten zu können.

„Der Antrag ist ein Luftschloss“, sagte Lena Müller, Mitglied im Refrat, der Studierendenvertretung der HU. Er habe „mit der Studienrealität nichts zu tun“. Probleme, die es schon jetzt in Betreuung und Lehre gebe, würden durch die Pläne verschärft. Am kommenden Montag soll es ein erstes Treffen zur Planung der Proteste geben. Denkbar sei etwa, Plakate vor dem Hauptgebäude anzubringen und den Begehungstermin für Demonstrationen und die Verteilung von Flugblättern zu nutzen. Zur Vollversammlung waren mehr als 400 Studierende erschienen – fast ebenso viele aber nutzten lieber das gute Wetter für eine Mittagspause im Innenhof der HU.

Wie viele Studenten sich an den Protesten beteiligen werden, sei noch nicht abzuschätzen, sagte Müller. Auch bei der Vollversammlung unterstützten nicht alle den Aufruf. „Seid ihr wirklich dagegen, dass die Humboldt-Uni Geld erhält und sich damit ihre finanzielle Misere ein wenig bessert?“, fragte ein Student – und erhielt Applaus von einem Teil des Publikums. Die Proteste würden der HU im Elitewettbewerb und damit letztlich auch ihren Studenten schaden. „Wer zu Krawall aufruft, schneidet sich ins eigene Fleisch“, sagte Konrad Rychlewski, HU-Student und Mitglied im Akademischen Senat der Uni. In den Eliteantrag würden von vielen Studentenvertretern „völlig absurde Zukunftspläne hineininterpretiert“, um „Verschwörungstheorien“ gegenüber dem HU-Präsidium sowie Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner zu verbreiten.

Müller und andere Studierende hatten zuvor der Unileitung und dem Senat vorgeworfen, „Geheimniskrämerei“ zu betreiben. Dem Zukunftskonzept der HU, das Studentenvertretern erst vor kurzem vorgelegt wurde, sei ein Brief Zöllners beigefügt, der ihnen aber vorenthalten werde. Der Senator erläutere darin umfassende Änderungen für den Hochschulstandort Berlin, „über die die Studenten lieber noch nichts wissen sollen“, vermuteten Mitglieder der Studierendenvertretung gestern.

Tina Rohowski

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