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Bedroht. Die Zahl der Tiger, hier eine Aufnahme aus einem Zoo, ging in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurück. Zuletzt haben sich die Bestände jedoch wieder etwas erholt.

© dpa

Enge Verwandtschaft bei Raubkatzen: Tiger: nur zwei statt neun Unterarten

Die meisten Unterarten des Tigers sind sich viel ähnlicher als bisher angenommen. Berliner Forscher empfehlen daher, die Tiere nur noch in zwei statt neun Unterarten einzuteilen.

„Wirklich klar unterscheidbar sind nur der Sunda-Tiger von den Inseln Sumatra, Java und Bali und der Festland-Tiger“, sagt Andreas Wilting vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Das habe weitreichende Folgen für den Artenschutz: „Weltweite Schutzmaßnahmen und Erhaltungszuchtprogramme können nun flexibler und effektiver umgesetzt werden“.
Wilting und weitere Forscher hatten Daten zum Aufbau von über 200 Schädeln sowie zur Farbgebung und Musterbildung von über 100 Fellen mit Erbgutmerkmalen und ökologischen Aspekten der neun Unterarten abgeglichen. „Die bisherige Einteilung der Tiger ist nicht mehr haltbar“, lautet seine Schlussfolgerung im Fachjournal „Science Advances“.

Nach einem Vulkanausbruch kam es zum Massensterben

Die Untersuchung stütze zudem die Theorie, dass es nach einem gewaltigen Ausbruch des Toba-Vulkans auf der Insel Sumatra vor etwa 73.000 Jahren zu einem Massensterben von Tigern kam. „Vermutlich haben nur Tiere in einem einzigen Refugium in Südchina überlebt und sich von dort ausgebreitet. Diese Tiere könnten die Vorfahren aller modernen Tiger gewesen sein“, sagt Wilting. Wilderei und illegale Abholzung bedrohen die Tiere weltweit. Vor 100 Jahren gab es noch etwa 100.000, heute leben weniger als 4000 Tiger in den Waldgebieten Asiens. Von den neun bisher angenommenen Unterarten gelten drei bereits als ausgestorben. Tigerprodukte werden vor allem in der traditionellen asiatischen Medizin nachgefragt. Aufgrund der kleinen und weiter schrumpfenden Bestände werde ein aktives Naturschutz-Management für die Tiere immer wichtiger, sagt Wilting. Eine Einteilung in zu viele, wissenschaftlich nicht begründbare Unterarten reduziere dabei unnötig den Handlungsspielraum.

Malaysische und indische Tiger gehören zusammen

So sei zum Beispiel der Erhalt von Populationen in Südchina und Indochina bisher sehr schwierig gewesen, da die Bestände schon zu stark dezimiert sind. Die bislang als eigenständige Unterarten deklarierten Tiger könnten nun mit malaysischen und indischen Tigern zusammengebracht und als „südliche Festlandtiger“ erhalten werden, schlägt Wilting vor. Aus Naturschutzsicht sei es sinnvoll, die Gruppe der nördlichen Festlandtiger (Amur-Tiger) von allen südlichen Populationen getrennt zu behandeln, da sie sehr unterschiedlichen Lebensbedingungen ausgesetzt seien. (dpa)

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