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Wissen: Enteneintopf

H7N9 ist nicht das einzige neue Vogelgrippevirus.

Als eine neue Vogelgrippe insgesamt 135 Menschen in China und Taiwan krank machte, reagierten die Behörden prompt. Sofort schlossen sie die Geflügelmärkte in den betroffenen Provinzen, tausende Tiere wurden getötet. Allein in Regionen 500 Kilometer und 1200 Kilometer südlich von Schanghai sammelten Forscher mehr als 1300 Proben aus dem Rachenraum von Hühnern, Enten, Gänsen, Tauben, Wachteln und Rebhühnern auf den Lebendmärkten sowie mehr als 1000 Proben aus Fäkalien und Wasser.

Nun hat ein Team von 30 chinesischen und internationalen Grippeforschern im Fachjournal „Nature“ die Ergebnisse ihrer Analysen veröffentlicht. Sie bestätigen, was im Frühjahr nur Vermutung war. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das neue Vogelgrippevirus H7N9 auf den Geflügelmärkten entstanden. Gleichzeitig tauchte ein weiteres Vogelgrippevirus auf, das Säugetiere wie Frettchen infizieren kann und somit dem Menschen gefährlich werden könnte: H7N7.

Etwa zehn Prozent der untersuchten Vögel trugen irgendein Grippevirus in sich. Bei insgesamt 145 Hühnern, Enten und Tauben handelte es sich um H7- und H9-Viren. Beide können sich offenbar nicht nur im Magen-Darm-Trakt vermehren – wie bei einer Vogelgrippe üblich –, sondern auch in den oberen Atemwegen.

Die Forscher entschlüsselten danach das komplette Erbgut der H7N7-, H7N9- und H9N2-Varianten, die sie gefunden hatten und verglichen es mit 192 Genomen von Viren aus Archiven der Grippeüberwachung. So konnten sie die Entstehungsgeschichte der Viren nachverfolgen. Demnach sprangen fünf verschiedene Grippeviren in den letzten Jahren von Wildvögeln auf Enten und Hühner über und haben neue H9N2-, H7N7- und H7N9-Varianten gebildet. In infizierten Tieren trafen sie abermals aufeinander und mischten ihr Erbgut: Dieses Mal entstanden H7N9- und H7N7-Varianten, die Säugetiere infizieren können.

Vor allem Enten erleichterten die Übertragung von Grippeviren von Wildvögeln auf Hühner, schreiben die Forscher. Die Märkte, wo die Käfige lebender Vögel dicht an dicht stehen, seien ein idealer Virentreffpunkt und müssten deshalb ständig überwacht werden. Das Management solcher Märkte in Ballungsgebieten solle überdacht werden, fordern sie. Einfach wird das nicht, sagte der Vogelgrippeexperte Robert Webster vom St. Jude’s Krankenhaus in Memphis dem Fachblatt „Jama“. Viele ärmere Menschen seien auf die Märkte angewiesen. Die Provinzregierungen stünden unter großem Druck, die Märkte nicht dauerhaft zu schließen. jas

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