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Warten. Noch immer steht die Delta IV-Rakete auf dem Stützpunkt Cape Canaveral. Sie soll das neue Raumschiff "Orion" zu einem Testflug ins All bringen.

© Reuters

Update

Erster Flug für neues Nasa-Raumschiff abgebrochen: "Orion" bleibt am Boden

Die Kapsel soll einmal Menschen zum Mond und Mars bringen. Am Donnerstag sollte der erste Testflug sein. Doch starker Wind, ein klemmendes Ventil und ein Boot vereitelten das Vorhaben. Morgen will es die Nasa wieder versuchen.

Zweieinhalb Stunden Bangen, am Ende machte die Nasa den Rückzieher. Um 7:05 Ortszeit (13.05 Uhr MEZ) sollte in Florida das neue Traumschiff der US-Raumfahrtbehörde abheben: Die Kapsel "Orion", die nach 2020 bis zu sechs Astronauten zum Mond bringen soll und irgendwann einmal auch zum Mars. Zuerst musste der Start verschoben werden, weil ein Boot zu nah an die Startrampe in Cape Canaveral gefahren war. Zwölf Minuten später sollte der nächste Versuch sein, doch der wurde wegen des starken Windes abgebrochen. Dabei bleib es, immer wieder wurde der Start wegen Wind verschoben. Zuletzt machte ein Ventil an einem Tank für flüssigen Wasserstoff an der Trägerrakete Schwierigkeiten. Wenige Minuten, bevor sich das Startfenster schloss, kam der Abbruch. Nun beginnt die ganze Prozedur von vorn. Nächster Starttermin: Freitag 7:05 Uhr (13:05 Uhr MEZ).

So bleibt die Kapsel weiter auf dem Boden - in der Spitze einer "Delta-IV"-Rakete, dem stärksten Geschoss, das die amerikanische Raumfahrtagentur Nasa derzeit zu bieten hat. In Zukunft soll Orion von der neuen Superrakete namens "Space Launch System" (SLS) ins All befördert werden. Doch das wird derzeit noch entwickelt.

Bis zu 5800 Kilometer hoch - zum ersten Mal seit vier Jahrzehnten

Der aktuelle Flug soll eine Vielzahl an Messdaten liefern, die den Entwicklern zeigen sollen, ob sie bei der Planung der Kapsel gut gearbeitet haben und wo Verbesserungen nötig sind. Dazu gehört beispielsweise der ruppige Start, bei dem starke Kräfte auf die Kapsel einwirken. Zwei Erdumrundungen sind geplant. Dabei wird Orion in bis zu 5800 Kilometer Höhe gelangen. Es ist vier Jahrzehnte her, dass ein Raumschiff für Astronauten diese Entfernung zur Erde erreichte.

Trennung. Sechs Minuten nach dem Start soll die Kapsel von der Rakete getrennt werden und erstmals durch den Weltraum fliegen.
Trennung. Sechs Minuten nach dem Start soll die Kapsel von der Rakete getrennt werden und erstmals durch den Weltraum fliegen.

© Abb.: Nasa

Am spannendsten ist jedoch die Rückkehr in die Erdatmosphäre rund vier Stunden nach dem Abheben. Die Kapsel wird - laut Berechnungen - mit bis zu 32.000 km/h heranschießen wodurch sich die Außenhülle auf bis zu 2200 Grad aufheizen wird. Um diesen Höllenritt durchzustehen, ist sie mit Hitzeschutzkacheln verkleidet. An der Unterseite, wo es besonders heiß wird, haben die Konstrukteure eine Schutzschicht vorgesehen, die kontrolliert abbrennt - und damit die Wärme vom Innern fernhält. Am Ende des Fluges soll das Raumschiff 1000 Kilometer vor der kalifornischen Küste im Pazifik niedergehen. An großen Fallschirmen, wie einst die Apollo-Raumschiffe.

Ein wichtiges Bauteil kommt aus Europa

Überhaupt ist Orion noch weit davon entfernt, reguläre Flüge zu übernehmen. Im Inneren ist nur etwa die Hälfte der geplanten Geräte montiert. Es fehlt außerdem das sogenannte "Servicemodul". Das ist ein zylinderförmiges Anhängsel, das die Energie- und Sauerstoffversorgung für die Kapsel übernimmt und sie während eines Fluges, etwa zum Mond, antreiben soll. Dieses Servicemodul soll in Europa gebaut werden, ein entsprechender Vertrag war vor gut zwei Wochen in Berlin unterzeichnet worden. Zu einem Festpreis von 390 Millionen Euro soll die Weltraumsparte von Airbus das Bauteil bis 2017 fertigstellen. Es basiert auf dem unbemannten Raumtransporter ATV, von dem fünf Exemplare als Versorgungsschiffe zur ISS geflogen sind. Bezahlt wird die Rechnung von der europäischen Raumfahrtagentur Esa. Sie begleicht damit ihren Anteil an den Betriebskosten der Station für die Jahre 2018 bis 2020.

Flug um die Erde. So soll es aussehen, wenn die neue Kapsel "Orion" die Erde umkreist.
Flug um die Erde. So soll es aussehen, wenn die neue Kapsel "Orion" die Erde umkreist.

© Abb.: Nasa/dpa

Der erste Flug von Orion in Verbindung mit dem europäischen Servicemodul soll 2017 sein. Der erste bemannte Flug ist für die Zeit nach 2020 vorgesehen. Nach derzeitiger Planung soll die Crew dabei den Mond umrunden und wieder zur Erde zurückkehren. Schätzungen zufolge kosten die Entwicklungen für Orion und die neue SLS-Rakete um die 20 Milliarden Dollar.

Amerika will eigene Raumschiffe für seine Astronauten

Für die Nasa ist Orion ein extrem wichtiges Programm. Nachdem die Spaceshuttles 2011 stillgelegt worden waren, hat sie keine eigenen Raumfahrzeuge für bemannte Flüge mehr. Den Crewtransfer zur ISS übernimmt seitdem Russland mit seinen "Sojus"-Raumschiffen. Pro Sitzplatz werden dafür rund 70 Millionen Dollar fällig. Seit Jahren läuft bei der Nasa ein Programm, das kommerziellen Raumfahrtunternehmen Geld gibt, um eigene Raumschiffe zu entwickeln. Im September wurden SpaceX und Boeing entsprechende Aufträge für den Bau von Kapseln erteilt. Sie erhalten dafür 6,8 Milliarden Dollar. Die Schiffe sollen 2017 flugfähig sein. Sie sind jedoch nur für den erdnahen Raum gedacht, wo die ISS kreist. Weiter entfernte Ziele soll Orion erreichen.

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