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EU-Forschungsförderung: Wie Europa Forscher aus den USA zurückholt

Der Europäische Forschungsrat (ERC) kämpft in Brüssel um mehr Geld - vor allem, um Nachwuchsforscher stärker als bisher fördern zu können. Nur so könne man sie aus den USA zurückgewinnen.

80 Milliarden Euro will die Kommission für Forschung, Entwicklung und Innovation bis 2020 in das 8. Forschungs-Rahmenprogramm der EU lenken. Das wäre ein großer Zuwachs, im laufenden Sieben-Jahres-Programm waren es 50 Milliarden. Davon kann der 2007 gegründete Europäische Forschungsrat (ERC) 7,5 Milliarden im Wettbewerb an exzellente Forscher verteilen. „Jetzt wollen wir mehr“, sagte ERC-Präsidentin Helga Nowotny bei einem Treffen mit Geförderten in Berlin. Sie hofft, dass Europa trotz der Schuldenkrise weiter auf Forschung setzt.

Das beste Argument für eine Budgetsteigerung beim ERC sei der geplante Ausbau der Nachwuchsförderung, sagt Soziologin Nowotny, die an der ETH Zürich lehrte. Denn der Starting grant sei bestens geeignet, um Postdocs aus den USA zurückzuholen. Mit Förderungen von bis zu 1,6 Millionen Euro für fünf Jahre könnten sie in Europa eine eigene Forschergruppe gründen. „Sie kommen nur zurück, wenn sie wissenschaftlich und finanziell unabhängig sind. Sie sind nicht mehr bereit, sich der europäischen professoralen Hierarchie zu unterwerfen“, sagt Nowotny.

Der Biochemiker und Neurobiologe Jan-Erik Siemens, der in diesem Sommer mit einem Starting grant von der University of California ans Berliner Max-Delbrück-Centrum kam, stimmt Nowotny zu. Er genieße die Unabhängigkeit, die ihm die ERC-Auszeichnung gibt. Gemeinsam mit seinen Doktoranden und Postdocs erforscht der 38-Jährige, wie Säugetiere ihre Körpertemperatur regulieren. Doch Siemens wünscht sich den in den USA üblichen Tenure track, der ihm eine längerfristige Perspektive in Berlin bieten würde, wenn er in den fünf ERC-finanzierten Jahren erfolgreich forscht und publiziert. Die geplante Fusion des MDC mit der Charité sollte dazu genutzt werden, diesen Karriereweg zu öffnen, sagt Siemens.

Der Mathematiker Günter M. Ziegler (FU), der 2010 einen Advanced grant erhielt, klagt über die EU-Bürokratie, die ihm die Arbeit erschwere. So dürfe er einen Juniorprofessor in seinem Projekt beschäftigen, müsse aber dessen Lehrleistungen über einen komplizierten Umweg finanzieren. In Berlin und Potsdam werden derzeit 39 Forscher mit insgesamt gut 67 Millionen Euro gefördert.

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