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Man beachte die Hinterbeinchen. Die Ur-Schlange lebte in den Wäldern der Kreidezeit.

© Abb.: Julius Csotonyi

Evolution: Ur-Schlange hatte mickrige Hinterbeine

Seit der Kreidezeit schlängeln sich die Tiere übers Land. Die ersten Vertreter waren vermutlich nicht aktiv - und unfähig, ihre Beute zu erwürgen.

Schlangen sind vermutlich doch an Land und nicht im Wasser entstanden. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher um Allison Hsiang von der Yale-Universität in New Haven (US-Bundesstaat Connecticut). Der Urahn heutiger Schlangen war demnach ein nächtlicher Jäger in Waldgebieten, der relativ große Beute verschlang und winzige Hinterbeine hatte, berichtet das Team im Fachmagazin „BMC Evolutionary Biology“. Für ihre Untersuchung analysierten die Wissenschaftler die Gene, die Anatomie oder Fossilien von 73 lebenden und ausgestorbenen Schlangen- und Echsenarten. Aus den erhobenen Daten erstellten sie dann einen Stammbaum.

Über den Ursprung der Schlangen rätseln Forscher seit Langem

Mehr als 3400 Schlangenarten sind heute bekannt, die am Boden, im Wasser oder auf Bäumen leben. Wie und wo die schlängelnden Tiere allerdings entstanden und wie sie aussahen, ist bislang kaum geklärt. „Lange wurde über die Ursprünge der Schlange diskutiert“, sagt Hsiang. „Mit unserer Untersuchung wurden die Hypothesen zum ersten Mal mit modernsten Methoden sorgfältig überprüft.“ Aufgrund ihrer Analysen glauben die Wissenschaftler, dass Schlangen an Land entstanden, und das vor etwa 128,5 Millionen Jahren in der Kreidezeit. Die Ur-Schlange habe in den warmen Waldgebieten von Laurasia gelebt. So nennen Geoforscher eine große Landmasse zu jener Zeit, die unter anderem das heutige Mitteleuropa und Nordamerika umfasste. Damit widerspricht diese Studie einer Untersuchung der kanadischen Universität von Alberta vom Jahresanfang. Diese hatte von Schlangen-Fossilien mit einem Alter von fast 170 Millionen Jahren berichtet.

Winzige Hinterbeine mit Knöcheln und Zehen

Die Forscher der Yale-Universität gehen nicht nur davon aus, dass Schlangen erst später entstanden. Sie vermuten auf Grundlage des Stammbaums auch, dass die Ur-Schlange über ein Paar winzige Hinterbeine mit Knöcheln und Zehen verfügte. Sie sei in der Lage gewesen, relativ große Wirbeltiere und wirbellose Beute zu verschlingen – obwohl sie noch nicht die Fähigkeit hatte, ihr Beutetier zu erwürgen und dessen Körper so zu manipulieren, wie es etwa eine heutige Abgottschlange (Boa constrictor) kann.

Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass die Ur-Schlange im Gegensatz zu vielen Reptilien ihrer Zeit ein nächtlicher Jäger war. Tagaktiv seien Schlangen erst mit dem Auftauchen der Colubroidea vor 50 bis 45 Millionen Jahren geworden. Diese Familie der Nattern- und Vipernartigen umfasst etwa 85 Prozent aller heute lebenden Schlangenarten. dpa

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