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Studierende sitzen in einem Hörssal.

© dpa

Exzellenz-Programme für Europas Unis: Studie: Wettbewerbe sind nicht nachhaltig

In vielen europäischen Ländern laufen Exzellenz-Programme, um die Unis international wettbewerbsfähig zu machen. Eine Analyse sieht Erfolge, kritisiert aber fehlende Ausstiegsszenarien.

Wenn Regierungen Exzellenzprogramme für Hochschulen auflegen, verfolgen sie damit in der Regel drei Ziele – nicht nur in Deutschland: Sie verschärfen den Wettbewerb um staatliche Forschungsgelder, um eine nationale Hierarchie herzustellen. Sie wollen die Unis fit machen für die internationale Konkurrenz um Wissenschaftler und Studierende. Und sie wollen, dass Wissenschaft und Wirtschaft enger kooperieren. Wie die politischen Entscheider in Europa dabei vorgehen und welche Chancen und Risiken sich für die Hochschulen ergeben, hat jetzt die Europäische Universitätsvereinigung EUA analysiert.

Untersucht wurden Programme, in denen Forschungsgelder in einem zeitlich begrenzten Wettbewerb vergeben werden und in denen es um die Entwicklung institutioneller Strategien und um Exzellenzförderung geht. Europaweit sind unterschiedliche Formate entstanden: Mit der 2006 gestarteten Exzellenzinitiative von Bund und Ländern, in der elf „Eliteuniversitäten“, 43 Exzellenzcluster und 45 Graduiertenschulen mit 4,6 Milliarden Euro gefördert werden, sind am ehesten die französischen „Initiatives d’Excellence“ vergleichbar. In drei Runden (2010, 2011 und 2014) fließen 7,7 Milliarden Euro in bislang acht Universitäts- und Forschungsstandorte.

Russland will fünf Unis in Rankings unter die Top 100 bringen

In Ungarn wurden 2013 sechs Hochschulen ausgewählt, denen bis 2016 aber nur 20 Millionen Euro zur Verfügung stehen, um sich zu „Universities of National Excellence“ zu entwickeln. In Russland zielt das Projekt „5–100“ darauf, fünf Unis in internationalen Rankings unter die ersten 100 zu bringen. Dafür stehen bis 2016 umgerechnet 750 Millionen Euro zur Verfügung. Andere Länder mit Exzellenzprogrammen sind Finnland, Norwegen, Polen und Spanien.

Was nun bringen die Programme? Die EUA hebt hervor, dass die Unis für neue Felder zusätzliches, hoch qualifiziertes Personal einstellen können und damit eine neue Qualität der Forschung entsteht. Besonders der wissenschaftliche Nachwuchs profitiere, es gebe aber auch „positive Nebenwirkungen“ in der Lehre. Französische, deutsche und spanische Unis berichteten zudem von einem „kulturellen Wandel“ an ihren Unis, so werde der Druck, sich zu profilieren und etwa bestimmte Forschungsfelder zulasten anderer auszubauen, inzwischen weithin akzeptiert.

700 Millionen Euro für Spaniens beste Unis - dann kam die Krise

Wenn Staaten und Provinzregierungen die Uni-Etats allerdings gleichzeitig absenken, drohten Exzellenzprogramme zu versickern, warnt die EUA. Spaniens „Campus of International Excellence“ brachte zwar den fünf erfolgreichen Unis insgesamt 700 Millionen Euro. In der Finanzkrise verlor das spanische Hochschulsystem aber zwischen 2008 und 2014 15 Prozent der Grundfinanzierung und damit 1,1 Milliarden Euro.

Nicht gesichert sei die Nachhaltigkeit der Programme, heißt es mit Verweis auf die Diskussion in Deutschland über die Zeit nach 2017. Es fehlten Ausstiegsstrategien, die es den Unis ermöglichten, ihre Schwerpunkte weiterzuführen und das neue Personal zu halten. Vorbildlich sei Frankreich: Wenn die Kooperationen am Ende der zweiten Förderperiode positiv evaluiert würden, werde die Finanzierung verstetigt.

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