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Außen vor? Geisteswissenschaftler fühlen sich im Wettbewerb unterrepräsentiert.

© Bernd Wannenmacher

Exzellenzinitiative: Elitegutachter sind mit sich zufrieden

Jetzt reden die Gutachter, die im Elitewettbewerb mit über Erfolg und Misserfolg entschieden haben. Häufig geäußerte Kritik am Wettbewerbsverfahren teilen sie überwiegend nicht. Trotzdem wirft eine aktuelle Umfrage Schlaglichter auf kritische Punkte.

Das Verfahren der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern ist seit der ersten Runde 2006 immer wieder kritisiert worden. So sahen sich Geisteswissenschaftler bei der Vergabe von Forschungsclustern nicht hinreichend berücksichtigt. Die Unis bemängelten unter anderem, die Kriterien für die wissenschaftliche Exzellenz von Projekten seien nicht klar formuliert. Jetzt haben Berliner Hochschulforscher die Gutachter, die an der Entscheidung im Juni dieses Jahres beteiligt waren, mit verschiedenen Kritikpunkten konfrontiert.

Das Fazit der Umfrage des Instituts für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (IFQ): Die Gutachter sind zufrieden mit ihrer Tätigkeit. 96,9 Prozent würden sich wieder zur Verfügung stellen; 54,1 Prozent halten den Begutachtungsprozess für sehr geeignet, um die besten Projekte zu identifizieren, weitere 38,7 Prozent für geeignet. An der Umfrage haben 394 von 457 Gutachterinnen und Gutachtern teilgenommen. Auftraggeberin ist die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die den Wettbewerb mit dem Wissenschaftsrat ausgerichtet hat.

Über 80 Prozent der Befragten halten die Begutachtungskriterien für geeignet. Allerdings scheinen viele die Vielfalt der von den Ausrichtern vorgegebenen Prüfsteine nicht ausgeschöpft zu haben. Sie bewerten die Relevanz von Kriterien wie „Qualität des Forschungsprogramms“ und „Qualität der beteiligten Wissenschaftler“ höher als stets hervorgehobene Bereiche wie „Nachhaltigkeit“ oder „Interdisziplinarität“. Am unwichtigsten erschien den Gutachtern die immer als zentral bezeichneten Gleichstellungsstrategien in den Anträgen. Erklären lässt sich dies womöglich damit, dass der Frauenanteil unter den Gutachtern nur 21 Prozent betrug. Das IFQ betont allerdings, damit liege er etwas höher als in der deutschen Professorenschaft (2010: 19,2 Prozent).

Zufrieden sind die Gutachter der Studie zufolge auch mit der Berücksichtigung ihrer Disziplinen im Wettbewerb. Die Kritik, nach der besondere Bedürfnisse der Geistes- und Sozialwissenschaften missachtet würden, hätten sie nicht bestätigt. Tatsächlich finden 93,7 Prozent der befragten Geisteswissenschaftler und 88,3 Prozent der Sozialwissenschaftler, die Graduiertenschulen und Exzellenzcluster würden dem Förderbedarf in der eigenen Zunft gerecht. Beide Bereiche gemeinsam waren im Gutachter-Panel mit 29,2 Prozent vertreten.

In der Umfrage nicht thematisiert wurde die vehemente Kritik, die Geistes- und Sozialwissenschaften seien unter den im Wettbewerb erfolgreichen Vorhaben unterrepräsentiert. So kommen in der im Juni entschiedenen Runde nur sechs aus diesen Disziplinen, während 37 Cluster aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften stammen. Der Präsident der Freien Universität Berlin, Peter-André Alt, hatte angeregt, die Geistes- und Sozialwissenschaften in Wettbewerbsverfahren künftig zu trennen, um „Zahlengerechtigkeit“ herzustellen. Dann könnte es auch nicht mehr passieren, dass fachfremde Sozialwissenschaftler über geisteswissenschaftliche Anträge befinden.

Das IFQ will sein „Monitoring“ der Exzellenzinitiative fortsetzen. Demnächst sollten auch die Antragsteller befragt werden, heißt es. Amory Burchard

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