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Fernsehen: Forscher als Fernsehstars

„Science TV“ im Internet soll Jugendlichen die Wissenschaft nahebringen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft will die Forscherlust im Internet entfachen.

Wie kann man Jugendliche für die Wissenschaft begeistern? An einem neuen Ansatz versucht sich jetzt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): Sie will die Forscherlust von Jugendlichen im Internet entfachen. Dort zeigt die größte deutsche Forschungsgemeinschaft seit gestern ein Wissenschaftsfernsehen. Unter dem Titel „DFG Science TV“ werden zunächst bis Mitte Juli wöchentlich neue Clips ausgestrahlt, die zeigen, welche Fortschritte Wissenschaftler bei ihren Forschungsprojekten machen.

Die Zuschauer sollen den Forschern „über die Schulter schauen“, sagte DFG-Präsident Matthias Kleiner beim Start des Fernsehens gestern in Berlin. Die Wissenschaftler filmten sich für das neue Science TV bei der Arbeit selbst. Geografen der Universität Köln etwa zogen mit Kamera auf die Straßen Neu-Delhis, wo sie die Lebensbedingungen in Megacities untersuchten. Eine TV-Produktionsfirma unterstützte die Forscher, indem sie vorher ein Drehbuch mit den Wissenschaftler entwickelte – „ein roter Faden sollte vorhanden sein, wir wollen schließlich Geschichten erzählen“, sagt Produzent Peter Prestel. Die Fernsehprofis schnitten das Rohmaterial hinterher zu dreiminütigen Episoden zusammen. Jeden Dienstag gibt es neue Folgen zu sehen, „filmische Fortsetzungsromane“ seien entstanden, sagte Kleiner. Da „vor allem junge Menschen ihre Inspiration im Internet holen“, hoffe man auf eine große Resonanz bei 14- bis 19-Jährigen.

Insgesamt zehn Großprojekte werden filmisch begleitet. Bewusst habe man sich für Vorzeigevorhaben der DFG entschieden, hieß es gestern, also für die Arbeit von Forschungszentren oder Sonderforschungsbereichen. Voraussetzung sei gewesen, dass die Themen „bildlich etwas hergeben“. Archäologie kommt daher gleich zweimal vor, ebenso die Erforschung von Urwäldern und Ozeanen sowie die Entwicklung von Robotern.

Wird das DFG-Fernsehen bei Jugendlichen ankommen? An einer laienhaften Ästhetik sollte das Projekt nicht scheitern. Die Forscher mögen zwar selber gefilmt haben. Doch die Clips ähneln stark der Aufmachung von ZDF-Geschichtsdokumentationen – wenig verwunderlich, hat die Produktionsfirma doch unter anderem „Schliemanns Erben“ gedreht. Die interaktiven Möglichkeiten, die das Internet bietet und die gerade Jugendliche häufig nutzen, schöpfen die Macher allerdings nicht richtig aus. Die Zuschauer können die Filme zwar mit Punkten bewerten. Mit den Forschern via Mail oder Chat in Kontakt zu treten, sie zu ihren Projekten zu befragen, ist dagegen nicht möglich. Falls die Pilotphase des 300 000 Euro teuren Science-TV dennoch erfolgreich verläuft, soll es zur Dauereinrichtung werden.

Das Science-TV im Internet: www.dfg-science-tv.de.

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