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FH Stralsund zieht fürs Diplom vor Gericht: Mecklenburg schießt gegen den Bachelor

Mecklenburg-Vorpommerns Wissenschaftsminister Mathias Brodkorb fordert, wichtige Elemente der Bologna-Reform rückgängig zu machen. Das Land unterstützt unterstützt auch eine Klage der FH Stralsund für Diplomgrade.

Wichtige Elemente der Bologna-Reform rückgängig machen – das fordert Mathias Brodkorb, Wissenschaftsminister in Mecklenburg-Vorpommern. Die Kultusminister sollten sich „eingestehen, es bei den Reformen der letzten Jahre etwas übertrieben zu haben“, schreibt der SPD-Politiker im Magazin „Forschung und Lehre“ des Hochschulverbands. So will er de facto das ECTS-Punktesystem, das die Studienleistungen in Bachelor- und Masterstudiengängen vergleichbar gemacht werden, wieder abschaffen. Nach Brodkorbs Meinung ist die Vergleichbarkeit nur eine scheinbare: In Wirklichkeit würde in Europa von Land zu Land unterschiedlicher Arbeitsaufwand verlangt. Innerhalb der Hochschulen könnte der Arbeitsaufwand von Studierenden wie früher anhand der belegten Semesterwochenstunden errechnet werden. Auch die Modularisierung von Studiengängen hält Brodkorb für wenig sinnvoll. Es reiche aus „zu definieren, über welches Fachwissen“ Studierende in einem Fach verfügen müssen. Daraus könne man dann eine „curricular kumulative Kette von Lehrveranstaltungen“ ableiten.

Schon vor längerem ist das Land bei der Bologna-Reform zurückgerudert

Brodkorb will zwar „die Bachelor-Master-Struktur nicht in Frage stellen“. Allerdings ist sein Land schon vor vier Jahren bei der Bologna-Reform zurückgerudert, indem es durch eine Gesetzesnovelle den Diplomgrad wieder einführte. Absolventen können seitdem auf Antrag nach ihrem Masterabschluss nicht den Mastergrad, sondern den Diplomgrad verliehen bekommen. FH-Absolventen können sogar einen Bachelorabschluss gegen das Diplom eintauschen, sofern ihr Studiengang acht Semester dauerte. Für Kritiker kommt es dadurch zu einem Flickenteppich von Abschlüssen, der die Mobilität von Studierenden nachgerade behindere.

Das Land hält jedoch daran fest. Unlängst kündige Brodkorb an, die FH Stralsund bei einer Klage zur Anerkennung des Diploms politisch wie finanziell unterstützen zu wollen. Die FH klagt gegen die Stiftung zur Akkreditierung von Studiengängen. Diese hatte entschieden, Bachelor- und Masterstudiengänge, die optional die Vergabe eines Diplomgrades vorsehen, nicht zu akkreditieren beziehungsweise ihnen die Akkreditierung zu entziehen. Für Brodkorb setzt sich der Akkreditierungsrat damit über „demokratische Beschlüsse hinweg“, was er nicht akzeptiere.

Vor dem Hintergrund ist wenig verwunderlich, dass Brodkorb nun auch fordert, Akkreditierungen von Studiengängen abzuschaffen und durch ein unverbindlicheres „Audit“ abzulösen. Die Agenturen würden dann „Schwachstellen von Studienprogrammen im Sinne einer kollegialen Beratung“ aufdecken, schreibt Brodkorb. Welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen seien, bleibe den Hochschulen überlassen.

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