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Finanzen: Eine Stiftung für die Humboldt-Uni

Das renovierungsbedürftige Auditorium Maximum, das neue Institut für Lebenswissenschaften oder das 200-jährige Jubiläum im Jahr 2010: Die Humboldt-Universität (HU) braucht wie jede Hochschule mehr Geld, als ihr das Land Berlin gibt und sie bei Drittmittelgebern einwerben kann.

Jetzt gibt es eine Stiftung, die Spitzenforschung und Nachwuchs fördern und „zum Erhalt des großen kulturellen und baulichen Erbes“ beitragen will.

Die Stiftung Humboldt-Universität verfügt über ein Startkapital von 250 000 Euro. Aufgebracht wurde es von vier Gründungsstiftern, die auch dem Kuratorium der Stiftung angehören. Vorsitzender ist der frühere Vorstandsvorsitzende der Treuhand-Nachfolgegesellschaft Jens Odewald, der heute die Berliner Gesellschaft für Kapitalanlagen Odewald & Compagnie leitet. Bei den anderen Spendern handelt es sich um Hannes Rehm, den Vorstandsvorsitzenden der Norddeutschen Landesbank, Christian Olearius, den Geschäftsleiter der Hamburger Privatbank Warburg , und den Düsseldorfer Rechtsanwalt Michael Hoffmann-Becking, der Unternehmerfamilien wie die Mohns und die Quants vertritt und berät.

Jens Odewald ist auch für sein Engagement in der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung sowie im CDU-Wirtschaftsrat bekannt. Helmut Kohl spendeten Odewald und seine Frau laut „Who’s who Online“ 650 000 Mark, mit denen der Altkanzler Rückerstattungsforderungen an seine Partei wegen anonymer Parteispenden zwischen 1993 und 1998 begegnete.

Was verbindet die vier Stifter mit der Humboldt-Universität? Nein, HU-Absolvent sei keiner von ihnen, sagt der Berliner Rechtsanwalt Ruprecht Röver, Geschäftsführer des Freundesvereins Humboldt-Universitäts-Gesellschaft. Jens Odewald sei von dem Dienstleistungsunternehmer Hartwig Piepenbrock zunächst für ein Engagement im Freundesverein gewonnen worden. Rehm, Olearius und Hoffmann-Becking wiederum seien „Geschäftsfreunde und persönliche Freunde von Herrn Odewald“, sagt Röver. Auch Piepenbrock sitzt im Kuratorium der Stiftung; weitere Mitglieder sind HU-Präsident Christoph Markschies und Joachim Schwalbach, Leiter des HU-Instituts für Management.

Vorgestellt hat sich die Stiftung am Donnerstagabend in Berlin – in der frisch sanierten Theologischen Fakultät, an der Markschies Professor für Ältere Kirchengeschichte ist. Gastredner war „FAZ“-Herausgeber Frank Schirrmacher. Der Kreis der Eingeladenen sei „stark aus den geschäftlichen Netzwerken der vier Gründer“ hervorgegangen, sagt Ruprecht Röver. Ziel der Veranstaltung: Um Zustiftungen zu werben – und um gezielte Spenden für HU-Projekte. Denn mit den Zinsen, die das Stiftungskapital abwirft, rund 10 000 Euro im Jahr, könne man „wenig bewegen“, so Röver.

Im Akademischen Senat der HU ist eine Diskussion über die Stiftung zu erwarten. Die Uni-Gremien sollten beteiligt werden, wenn es etwa um Stiftungsprofessuren gehe, sagt Studierendenvertreter Peter Hartig. Denn die Folgekosten müssten vom Uni-Etat getragen und an anderer Stelle gestrichen werden. Amory Burchard

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