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Finanzen: „Totale Blockade“ bei Univerträgen

Die Berliner Finanzverwaltung lehnt derzeit offenbar ab, die Mittel für die Hochschulen bedeutsam aufzustocken. Frank Eveslage, Vize-Präsident der Humboldt-Universität für Haushalt, sprach jetzt im Akademischen Senat der Uni von einer „totalen Blockade der Finanzverwaltung“ bei den Verhandlungen zu den neuen Hochschulverträgen.

Den Hochschulen sei signalisiert worden, es könne maximal einen Zuwachs von 1,5 Prozent geben. Das liege weit unter den Forderungen der Unis, sagte Eveslage: „Dann hätten wir extreme Probleme.“

Die Universitäten der Stadt haben für die Zeit ab 2010 jährlich 157 Millionen Euro mehr gefordert. Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner hat mehrfach sein politisches Schicksal an eine deutlich höherer Grundfinanzierung gebunden – ohne jedoch eine konkrete Summe zu nennen. Der Wille Zöllners, den Unis mehr Geld für Tarifsteigerungen und zum Inflationsausgleich bei Sachmitteln bereitzustellen, sei in den Verhandlungen auch deutlich erkennbar, sagte Eveslage. Wenn die Finanzverwaltung aber bei ihrer derzeitigen Haltung bleibe, werde Zöllner „seine Ziele nicht durchsetzen können“. Eveslage betonte, noch gebe es „keine greifbaren Ergebnisse“. Er rechne damit, dass die Verhandlungen im März abgeschlossen werden.

Die Mitglieder des Gremiums diskutierten auch über die Zukunft der HU. Professoren äußerten sich kritisch zum Stand der Planungen. Der Germanist Michael Kämper-van den Boogaart sagte: „Ich habe nicht den Eindruck, dass wir mit Hochdruck neuen Zielen nachgehen.“ Die Stimmung an der Uni sei „eher deprimiert“. Der Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme rief die Unimitglieder zu einem „Umdenken“ auf: „Die Gefahr besteht, dass wir uns freiwillig aus dem Wettbewerb der exzellenten Universitäten in Deutschland abmelden.“

Anlass der Diskussion war ein Bericht des Präsidiums, wie weit es mit der Umsetzung seines Zukunftsplans vorangekommen ist. Das Präsidium hat im Sommer 13 Leitlinien für die Entwicklung der Uni vorgelegt. Präsident Christoph Markschies berichtete, man sei dabei, die Verwaltung zu reformieren. Mit zwei Fakultäten sei der „Prozess der Profilbildung“ in Angriff genommen worden. Forschungs-Vizepräsident Michael Linscheid sagte, 2009 würden „nächste Schritte“ unternommen, um den Aufbau von drei „Integrativen Forschungsinstituten“ voranzutreiben. Diese sollen den Kern des Zukunftskonzeptes für die Uni bilden. Die HU habe auch einen Lehrpreis in Höhe von 10 000 Euro ausgelobt, sagte Uwe Jens Nagel, Vizepräsident für Studium.

Kämper-van den Boogaart kritisierte, das Präsidium habe selbst wenig zu dem Erreichten beigetragen: „Vieles von dem, was Sie berichtet haben, sind nicht Leistungen des Präsidiums, sondern der Fakultäten.“ Der Philosoph Volker Gerhardt sprach sich gegen die Fokussierung auf interdisziplinäre Vorhaben aus. Angesichts des „nicht immer fruchtbaren Gesprächs zwischen den Disziplinen“ müsse sich die HU darauf konzentrieren, „in den grundständigen Disziplinen stark zu bleiben“. Er vermisse auch eine Perspektive, wie sich die HU mit den anderen Unis und Forschungsinstituten der Stadt vernetzen wolle, sagte Gerhardt unter dem zustimmenden Klopfen vieler Mitglieder des Gremiums.

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