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Fasten muss nicht unbedingt heißen, gar nichts mehr zu essen, sondern auf bestimmte Genussmittel zu verzichten.

© Kai Remmers/dpa

Reine Formsache Folge 2: Detox: Sieht gesund aus

Es muss nicht gleich Heilfasten sein, „Detox“ tut es auch. Doch selbst für die sanftere Art des Verzichts gilt: Ein paar Tage reichen nicht.

Detox liegt im Trend. Spätestens, wenn das Frühjahr naht, wollen alle entschlacken. Das klappt am radikalsten mit einer Fastenkur. Über einen Zeitraum von ein paar Tagen bis zu mehreren Wochen nimmt man fast ausschließlich Flüssigkeit zu sich: Wasser, Kräutertees, Gemüsebrühe. Weniger extrem ist das Basenfasten mit frisch gepressten Obst- und Gemüsesäften. Und eine Detox light-Möglichkeit: einfach alles weglassen, was belasten könnte, Fertignahrung, zuviel Fleisch, Wurst, Brot. Was das bringen kann? Weniger Pfunde, ein schöneres Hautbild, mehr Energie, ein gestärktes Immunsystem, Linderung bei Beschwerden wie Arthrose, Rheuma, Allergien.

Der Erfolg des Fastens oder auch des sanfteren Basenfastens stützt sich auf die naturheilkundliche Theorie, dass durch den ständigen Verzehr von Fleisch, Zucker, Milchprodukten und Brot das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper aus der Balance gerät: Es werden zu viele Säuren gebildet. Das klassische Heilfasten oder basische Nahrung aus Gemüse und Obst, frischen Kräutern oder Soja können die Säure ausgleichen. Inzwischen gibt eine wachsende Zahl von Anhängern, die auf regelmäßige Detox-Zeiten im Jahr schwören.

Ob und in welchem schädlichen Ausmaß Giftstoffe aus Nahrung, feinstaubbelasteter Luft, Kleidung und Kosmetika in den Körper gelangen, darüber streitet die Wissenschaft seit langem. Für die Verfechter alternativer Heilmethoden allerdings steht es fest. „Diese Giftstoffe bleiben im Körper und blockieren Stoffwechselprozesse“, sagt etwa Heilpraktiker Yesha Karmeli, der in seiner Praxis in Grunewald begleitende Detox-Kuren anbietet. „Über Blut- und kinesiologische Tests ist festzustellen, ob jemand Schwermetalle im Körper hat.“ Naturheiler nennen, was im Körper nach dem Verbrennungsprozess übrig bleibt, „Schlacken“. Die, so die Theorie, machten Menschen schlapp und anfällig für Krankheiten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stellt dagegen klar: „In einem gesunden menschlichen Körper gibt es keine Ansammlung von Schlacken und Ablagerung von Stoffwechselprodukten. Nicht verwertbare Stoffe werden über Darm und die Nieren ausgeschieden.“

Eine echte Detox-Kur ist nicht schon nach ein paar Tagen zu Ende, sondern dauert Wochen. Detox ist Verzicht. Am besten lässt man sich vom Ernährungsmediziner oder Heilpraktiker beraten und während der Kur begleiten. Yesha Karmeli favorisiert das Fasten: rund zwei bis drei Liter pro Tag trinken und möglichst nur flüssige Nahrung zu sich nehmen. Gut ist viel Schlaf und vor allem Entspannung; während des Fastens sollte nur leichter Sport gemacht werden. Am besten ist tägliche Bewegung an der Luft: Spazierengehen, Walken, Radfahren, leichte Gymnastik.

Karmeli empfiehlt zwei Entgiftungen pro Jahr. „Das kann man nach Absprache auch zuhause machen. Wir sorgen einfach dafür, dass sicher entgiftet wird und es den Patienten gut geht. „Durch die Umstellung auf viel Flüssigkeit und wenig bis gar keine feste Nahrung, können während der Entgiftung zunächst Übelkeit, Abgeschlagenheit oder Schwäche auftreten. Denn bei jedem Entgiftungsprogramm, etwa einer Leber-Galle- oder einer Zellkur, verliert der Körper Nährstoffe wie Zink oder VitaminC, die aber wieder zugeführt werden können. So ist das gut in den Griff zu bekommen.“ Und ähnlich wie beim klassischen Heilfasten sollten bei jeder Detox-Kur die Organe gepflegt und entlastet werden. Spezielle Massagen tun in dieser Zeit also gut.

Die Erfolge kontrollierter Detoxkonzepte wurden in den letzten Jahren immer wieder untersucht. Auch die DGE hat mittlerweile den Wert des Fastens anerkannt, da „die Erfahrungsberichte zeigen, dass Heilfastenkuren oftmals zu einer gesundheitsbewussteren Lebensführung und Änderung des Ernährungsverhaltens führen“.

Alle Teile der Tagesspiegel-Serie "Reine Formsache" finden Sie hier.

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