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Loslassen leicht gemacht: Esalen orientiert sich an der klassischen schwedischen Massage.

© dpa/Jens Wolf

Reine Formsache Folge 6: Esalen-Massage: Für Leib und Seele

Lange Streichungen und Lockerung für die Faszien: Eine Massage namens Esalen bringt Körper und Geist zur Ruhe.

Nach 20 Minuten fühlt man sich ein bisschen wie in Trance, ein Zustand zwischen wach sein und leichtem Schlaf. Esalen-Practitioner Tom Kausch streicht in seiner Kreuzberger Praxis den Rücken langsam mit den Händen aus. „Wie fühlen Sie sich?“ Es ist nicht leicht, aus solch tiefer Entspannung aufzutauchen, um eine Antwort zu formulieren. Ein Nicken immerhin geht, um dann weiter der leisen Musik zu lauschen und wieder abzudriften, hin zum inneren Ruhepunkt.

„Vor der ersten Sitzung wissen die Klienten meist nicht, was sie erwartet. Esalen ist schlicht eine Art von Ganzkörpermassage“, sagt Heilpraktiker Tom Kausch. „Wichtig ist mir persönlich, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich der Klient jederzeit sicher und geborgen fühlt und weiß, dass sein persönliches Wohlbefinden im Mittelpunkt der Behandlung steht.“ Für ihn, den Körpertherapeuten, unterscheidet sich die Esalen-Massage wegen des achtsamen Kontakts zum Klienten wesentlich von anderen Massageformen. „Dazu gehört auch, dass es kein vorgegebenes Massageprogramm gibt. Die Bedürfnisse des Klienten sollen mit einfließen.“

Eine Behandlung für alle, die tiefe Entspannung suchen. „Viele können sich nämlich nicht mehr wirklich entspannen“, sagt Tom Kausch. Besonders Menschen mit chronischen Verspannungen, Rücken- und Nackenbeschwerden oder Migräne und anderen Kopfschmerzen können von der Massage profitieren. „Der Körper schafft es dann, sein Ruhesystem zu aktivieren“, sagt Kausch. Das könne auch den Schlaf verbessern.

Wohltuend sei Esalen zum Beispiel auch für Schwangere, die sehr gut in Seitenlage massiert werden könnten.

Seit den sechziger Jahren wird die Esalen-Massage in Kalifornien an einem Zentrum für humanistische Bildung, Körperarbeit und Therapieforschung praktiziert und gelehrt. Sie ist eine Weiterentwicklung der klassischen schwedischen Massage, wird aber von verschiedenen anderen Richtungen beeinflusst. Neben dem typischen langen, integrativen Streichen von Kopf bis Fuß, den so genannten „Long Strokes“, streicht Tom Kausch auch die Finger und Zehen bis in die Spitzen aus und massiert die Fußsohle. Arme und Beine werden passiv bewegt und behutsam gedehnt, mit kreisenden Handbewegungen die Gelenke massiert. Besonders verspannte Gewebe- und Körperpartien wie Schultern und Nacken sollen durch in der Tiefe wirkende Arbeit an den Faszien, dem Bindegewebe, wieder gelöst werden.

„Grundlage für Esalen ist die Annahme, dass Körper und Psyche eng miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen“, erklärt Kausch, der Esalen seit 13 Jahren praktiziert. „Wenn Klienten sich also im Laufe der Zeit vertrauensvoll aufgehoben fühlen, kann es passieren, dass auch emotionale Themen an die Oberfläche kommen.“ Er biete den Klienten dann auch ein gespräch an. Muss aber nicht sein, es kann auch einfach nur um die geschilderte Tiefenentspannung gehen. Die Esalen-Massage kann als ganzheitliche Heilbehandlung verstanden und praktiziert, aber auch einfach als Wellnessanwendung genossen werden. Wer Esalen buchen will, muss für 90 Minuten zirka 75 Euro investieren.

Tom Kausch, Solmsstr. 30, Kreuzberg, www.tom-kausch.de
Mehr Infos zu Esalen: www.esalen-massage.de oder www.esalen-verband.de

Alle Teile der Tagesspiegel-Serie "Reine Formsache" finden Sie hier.

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