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Im Hörsaal in der Mehrzahl. Unter Professoren sind Frauen dann stark unterrepräsentiert.

© dapd

Förderung von Professorinnen: Die Mehrheit will bessere Kinderbetreuung

Mängel bei der Kinderbetreuung sehen Professorinnen und Professoren einer aktuellen Umfrage zufolge als größte Hürde für einen höheren Anteil an Hochschullehrerinnen. Doch viele Frauen wollen auch mehr Mentoring - und die Quote an Unis.

Professoren wünschen sich mehrheitlich mehr Krippen- und Kitaplätze, um den Frauenanteil unter Hochschullehrern zu erhöhen. Das ergab eine am Mittwoch veröffentlichte Online-Umfrage des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Befragt wurden 1117 Inhaber einer Professur in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern, darunter 871 Männer, 150 Frauen und 96 Personen ohne Geschlechtsangabe. Das spiegelt in etwa den Frauenanteil an den Professuren in den Naturwissenschaften wider. Professorinnen brennt das Thema denn auch mehr unter den Nägeln: Für 58 Prozent ist es „persönlich sehr bedeutsam“, dass sie in der Minderheit sind, bei den Männern sagen das nur 22 Prozent.

Als wichtigsten Grund für die Unterrepräsentanz nannten Männer und Frauen übereinstimmend, dass „sich Familie und wissenschaftliche Karriere schlecht vereinbaren lassen“. Auf einer Skala von 1 (trifft gar nicht zu) bis 5 (trifft voll zu) erreicht diese Aussage bei beiden Geschlechtern eine 4. Nahe beieinander liegt auch die Zustimmung zu der Annahme, sie hätten „eine geringere Motivation als Männer, eine Professur anzustreben“. Große Unterschiede gibt es jedoch zu der Aussage, Frauen hätten es „durch die männliche Prägung (Habitus) der Wissenschaft schwerer, sich durchzusetzen“. Frauen stimmen dem mit 3,8 deutlicher zu als Männer (2,6). Auch die Feststellungen, Frauen würden „immer noch diskriminiert“ und würden „durch informelle Entscheidungsprozesse bei der Einstellung benachteiligt“, bewerten Frauen höher.

Ähnlich werden die Instrumente bewertet, mit denen der Frauenanteil erhöht werden soll. 86 Prozent der Professoren und 83 Prozent der Professorinnen halten eine verbesserte Kinderbetreuung für wirkungsvoll. Beim viel diskutierten Instrument der Frauenquote gehen die Meinungen auseinander: 46 Prozent der Frauen wollen die Quote, aber nur 17 Prozent der Männer. Auch wenn es um Mentoring, Coachingangebote oder die Verankerung von Chancengleichheit durch Zielvereinbarungen geht, ist die Zustimmung bei den Professorinnen deutlich höher.

„Kopfprämien“ für berufene Professorinnen befürworten 43 Prozent der Frauen. Auf diesem Prinzip beruht das Professorinnen-Programm, das Bundesministerin Annette Schavan (CDU) 2008 startete: Für die vorgezogene Berufung einer Frau erhalten Unis bis zu 150 000 Euro, die hälftig vom Bund und vom Sitzland gezahlt werden. Voraussetzung ist ein positiv bewertetes Gleichstellungskonzept der Hochschule. 260 Stellen für Professorinnen wurden bislang bewilligt.

Das auf fünf Jahre angelegte Programm läuft in diesem Jahr aus, derzeit wird sein Erfolg evaluiert. Der Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen (LHG) fordert nach dem möglichen Auslaufen des Programms weitere Maßnahmen zur Frauenförderung an Hochschulen. Frauen dürften nicht nur bei extra geförderten Stellen zum Zuge kommen, erklärte die LHG-Bundesvorsitzende Josephine Dietzsch am Mittwoch.

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