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Forscher fordern mehr Unterstützung durch EU: „Misstrauen gegenüber der Wissenschaft“

Derzeit feilschen in Brüssel die EU-Mitglieder über das Budget der Staatengemeinschaft für die kommenden Jahre. Für die Wissenschaft steht viel auf dem Spiel: Der Vorschlag der EU-Kommission sieht bisher vor, 80 Milliarden Euro zwischen 2014 und 2020 für die Forschung auszugeben.

Derzeit feilschen in Brüssel die EU-Mitglieder über das Budget der Staatengemeinschaft für die kommenden Jahre. Für die Wissenschaft steht viel auf dem Spiel: Der Vorschlag der EU-Kommission sieht bisher vor, 80 Milliarden Euro zwischen 2014 und 2020 für die Forschung auszugeben. Sollte es zu Kürzungen kommen, wie sie vor allem Großbritannien fordert, dürfe auf keinen Fall mit dem Rasenmäher gekürzt werden, sagt Susan Kentner, Leiterin des Brüsseler Büros der Helmholtz-Gemeinschaft: „In Zeiten der Finanzkrise bei Forschung und Entwicklung zu sparen, ist völlig verkehrt.“

Kentner sprach am Mittwoch im Wissenschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses zu der Frage, welche Auswirkungen das „Horizon 2020“ betitelte künftige EU-Forschungsbudget haben könnte. Die Vertreter der Wissenschaft zeigten sich zwar prinzipiell zufrieden mit dem Kommissionsvorschlag. Die Sorge etwa, die Geisteswissenschaften würden benachteiligt, sei zerstreut worden, sagte FU-Präsident Peter-André Alt. Dennoch bleiben kritische Punkte. So sei für Forschungsinfrastrukturmaßnahmen bisher zu wenig Geld vorgesehen, sagte Kentner. Zudem bestehe die Gefahr, dass die Grundlagenforschung zugunsten der industrienahen Forschung benachteiligt werde, hieß es. „Die Förderung von Grundlagenforschung darf sich nicht nur auf den Europäischen Forschungsrat beschränken“, kritisierte Wolfgang Sandner vom Berliner Max-Born-Institut (Leibniz-Gemeinschaft).

Sandner sprach von einem „Paradigmenwechsel“, der sich bei der EU-Forschungsförderung vollziehe. Immer öfter würden große Themenbereiche an „Public-Private-Partnerships“ vergeben. Diese großen Konsortien aus Firmen und wissenschaftlichen Einrichtungen würden dann selber über Ausschreibungen und Mittelvergabe entscheiden. Bund und Länder müssten aufpassen, dass deutsche Einrichtungen hier angemessen vertreten seien.

Noch werben selbst deutsche Spitzenstandorte wie Berlin und München weniger EU-Mittel ein als Unis in Großbritannien, der Schweiz und den Niederlanden, wie Alt sagte. Einen Grund sieht er in der guten nationalen Forschungsförderung in Deutschland. Allerdings hielten sich viele auch zurück, weil der Verwaltungsaufwand groß sei. Sandner kritisierte, die EU-Administration sei „von Misstrauen gegenüber der Wissenschaft geprägt“. Hier müsse es zu einer Kultur des Vertrauens kommen. tiw

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