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Wissen: „Forscht in euch hinein“

HU-Präsident empfiehlt Anfängern Gelassenheit

Ob die Erstsemester eine solche Rede vom Präsidenten ihrer Universität erwartet hätten? Jan-Hendrik Olbertz präsentierte sich bei der Immatrikulationsfeier an der Humboldt-Uni am Montagnachmittag jedenfalls nicht als einer, gegen den zu opponieren sich mehr lohnen könnte als das Wälzen von Büchern. Selbstfindung im Studium? „Seid nicht zu karrieristisch. Forscht auch in euch hinein.“ Bachelor in drei Jahren? „Wichtiger ist die Leidenschaft.“ Rumsitzen in der Bibliothek? „Erkundet Berlin – und geht auch in die Welt hinaus.“ Das einzige höhnische Gelächter gab es im vollen Auditorium maximum, als Olbertz die Schönheit der Universitätsgebäude lobte. Doch auch diesen kritischen Moment überwand er mühelos – mit Zitaten von Pierre Bourdieu und Karl Marx.

Die Vertreter der Studentischen Selbstverwaltung hatten nach dieser Rede wenig Angriffspunkte und konzentrierten sich bei ihrer Kritik auf Verwaltung und Vergangenheit. Eine vierstellige Zahl an Studierenden habe immer noch keine Unterlagen erhalten, und die angestrebte Exzellenz habe kleine Fächer wegrationalisiert, sagten Gerrit Aust und Matthias Geisler. Das Salz, welches sie „in die universitären Wunden streuen“ wollten, hatte Olbertz allerdings schon vorher in seinem Gericht „Moderne Reformuniversität“ verkocht. Der Applaus für die Studierendenvertreter war denn auch weniger laut als der für den Präsidenten.

Abschließend bekamen die Studierenden von Olbertz noch hehre Worte auf den Weg. Die Gründung der HU habe die weltweite Bildungslandschaft verändert. Es läge nun an ihnen, das Ideal Humboldt jeden Tag neu zu erfinden. Damit hatte der verständnisvolle Präsident einige der jungen Leute doch noch sichtbar verwirrt.Nik Afanasjew

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