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Einfahrt im richtigen Moment. Matheon-Forscher haben unter anderem den Fahrplan der U-Bahnen optimiert: Damit möglichst viele Menschen möglichst schnell ans Ziel kommen.

© picture alliance / dpa

Forschungszentrum Matheon: Einstein macht jetzt Mathe

Zwölf Jahre gab es Geld von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Künftig wird das Matheon von der Einstein-Stiftung finanziert - und die Wissenschaftler müssen mit knapperem Budget auskommen.

Optimierte Fahrpläne für U-Bahnen und Busse in zahlreichen Städten, verbesserte Krebsdiagnosen mithilfe einer automatisierten Erkennung von Tumormarkern im Blut oder ein verbessertes Wachstum von Halbleiterkristallen. Das sind nur drei Beispiele für wichtige Ergebnisse, die das DFG-Forschungszentrum Matheon hervorgebracht hat. Nach zwölf Jahren Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft wird das Berliner Mathe-Kompetenzzentrum nun in eine neue Organisationsform überführt. Am heutigen Donnerstag wird beim „Fest der Berliner Mathematik“ an der TU Berlin symbolisch die zukünftige Finanzierung durch die Einstein-Stiftung gefeiert – auch wenn es offiziell erst am 1. Juni losgeht.

Bei seiner Gründung im Jahr 2002 war das Matheon ein ungewöhnliches Konstrukt, zumindest nach Ansicht der DFG. Gleich fünf Träger beantragten damals eine Unterstützung, um die mathematische Forschung in Berlin voranzubringen: die drei Universitäten sowie das Weierstraß-Institut und das Konrad-Zuse-Zentrum. Unterdessen hat sich nicht nur gezeigt, dass dieses Konzept funktioniert, es ist auch zur Blaupause für weitere Exzellenzcluster geworden. Vor allem aber hat es den international guten Ruf der Berliner Mathematik weiter gestärkt. Es ist kein Zufall, dass das erste feste Büro der Internationalen Mathematikerunion ausgerechnet hier eingerichtet wurde.

Fast 150 Forschungsprojekte wurden bearbeitet, finanziert durch einen Jahresetat der DFG von 5 bis 5,6 Millionen Euro, wie Volker Mehrmann, TU-Mathematiker und Sprecher der Matheons berichtet. „Uns ist wichtig, dass neue mathematische Erkenntnisse in die Praxis gebracht werden, das heißt weitere Projekte daraus hervorgehen“, sagt er. Auf diese Weise seien jedes Jahr unterm Strich nochmals rund 15 Millionen Euro eingeworben worden.

Goldene Zeiten – die nun vorbei sind. Nach dem Ende der DFG-Förderung wird das Matheon weiterbestehen und von der Einstein-Stiftung finanziert werden. Die gibt jährlich rund 2,5 Millionen Euro in das neue Einstein-Zentrum „ECMath“, das ebenfalls von Mehrmann geleitet wird. Das Geld sei nicht allein fürs Matheon vorgesehen, sagt der Mathematiker. Es werde auch für Stipendien der Berlin Mathematical School, die Nachwuchsförderung an den Universitäten sowie für die Lehrerausbildung und -fortbildung verwendet.

Die Forscher versuchen daher, die Lücke zu schließen. So konnten ERC-Grants des Europäischen Forschungsrates eingeworben werden sowie erst vor einigen Tagen zwei Sonderforschungsbereiche, bei denen es beispielsweise um die Optimierung von Gasnetzwerken geht, sagt Mehrmann. Auch die Universitäten seien eingesprungen, hätten Personalkosten übernommen. „Wenn man alles zusammenrechnet, haben wir unser Niveau etwa halten können.“

Natürlich wäre es ihm lieber, ein größeres Budget verteilen können, sagt Mehrmann. Aktuell arbeiten die Wissenschaftler beispielsweise an der Optimierung des Schienenfernverkehrs der Deutschen Bahn oder am „dreidimensionalen Patienten“, der basierend auf CT- und MRT-Bildern im Computer der Ärzte entsteht und ihnen bei der Diagnose und OP-Planung hilft. Ideen für weitere Forschungen gibt es genug. „Aber die Einstein-Stiftung hat im Jahr nur zwölf Millionen Euro zur Verfügung und es gibt noch weitere Wissenschaftsdisziplinen, die eine Förderung gebrauchen können“, sagt Mehrmann. Berlin sei nun mal ein armes Bundesland, das zudem für einen nicht funktionierenden Flughafen mehr Geld ausgebe als für die Forschung in der Stadt. „Da kann man keine Wunder erwarten.“

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