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FU Berlin: Noch im Rennen

FU-Präsidentenwahl: Raúl Rojas und Christiane Lemke treten als Außenseiter an.

Raúl Rojas geht sportlich ins Rennen um die Präsidentschaft der Freien Universität. Für sein Bewerbungsschreiben hat der 54-jährige FU-Informatiker eine Homepage eingerichtet – Titel: running-for-president.de. Illustriert ist sein 12-seitiger Brief an die Mitglieder des Kuratoriums und des Akademischen Senats mit Bildern, auf denen Rojas in FU-Shirt und Bermudashorts über den Dahlemer Campus joggt. Rojas und die Hannoveraner Politologin Christiane Lemke wurden jetzt gemeinsam mit dem favorisierten FU-Germanisten Peter-André Alt in die engere Auswahl für das Präsidentenamt gezogen. Die drei stellen sich am 31. März dem Kuratorium und dem Akademischen Senat vor. Die Gremien entscheiden dann, wer kandidieren darf.

Anders als Alt waren Rojas und Lemke bisher nicht im Gespräch. Ihnen werden in FU-Kreisen nur Außenseiterchancen gegeben. In seinem Bewerbungsschreiben greift Rojas mögliche Bedenken gegenüber seiner Eignung auf. Nein, er habe kaum Leitungserfahrung, sei „nur ein Forscher, ein Mitglied der Universität, voll im akademischen Leben“. Rojas ist seit 1997 Professor für Künstliche Intelligenz an der FU, er studierte Mathematik und Wirtschaftswissenschaften in seinem Herkunftsland Mexico und Politikwissenschaften an der FU. Dort wurde er 1994 am Institut für Informatik habilitiert.

Als besser geeigneten Kandidaten nennt Rojas explizit den Gründungsdirektor des Matheons, Martin Grötschel, der im Januar bei seiner Kandidatur für die Präsidentschaft der Technischen Universität scheiterte. Wie ernst meint Rojas seine Bewerbung also? Zweifellos wirbt er unkonventionell für sich, entwirft aber gleichzeitig ein weitreichendes Programm für die Zukunft der FU. Folgenschwer wäre die Fusion mit der TU, die Rojas vorschwebt. Nur so könnten beide Unis die Schäden ausgleichen, die sie in den Sparrunden seit den 90er Jahren erlitten haben, schreibt Rojas. FU und TU verfügten über Ressourcen, die einen Verbund in internationalen Rankings sofort an die Spitze bringen würden.

Die FU sieht Rojas planlosen Umstrukturierungen unterworfen. Die Mitarbeiter seien unterbezahlt, viele Dozenten durch die schlechten Bedingungen in der Lehre frustriert, die akademische Selbstverwaltung in „althergebrachten Blöcken“ erstarrt. Das will Rojas mit einer Konstituierenden Versammlung aufbrechen, sie soll eine umfassende Universitätsreform beschließen. Der Bewerber gibt sich optimistisch. „Wenn eine wirklich inhaltliche Diskussion zugelassen wird, habe ich gute Chancen“, sagt Rojas.

Die externe Kandidatin, Politikwissenschaftlerin Christiane Lemke von der Uni Hannover, hat Rojas zumindest eines voraus: Sie verfügt über Leitungserfahrung. Lemke war von April 2006 bis März 2007 Direktorin des Niedersächsischen Landtags. Lemke hat in den 70er Jahren an der FU studiert und promoviert, war dort Assistentin und Oberassistentin an sozial- und politikwissenschaftlichen Instituten. Sie lehrte unter anderem auch in den USA, bevor sie 1996 nach Hannover berufen wurde. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Prozesse der Europäischen Integration. Für eine Stellungnahme zu ihrer Bewerbung um die FU-Präsidentschaft war Lemke am Donnerstag nicht zu erreichen. Amory Burchard

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