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Verschlungene Wege. Die Finanzen der beiden Hochschulen sind schon zusammengelegt. Doch wissenschaftsrelevante Entschdiedungen darf die Leitung noch nicht treffen. Im Bild die BTU-Bibliothek.

© dpa

Fusion von BTU Cottbus und FH Lausitz: Hochzeit mit Trauermarsch

Die umstrittene Fusion der BTU Cottbus mit der FH Lausitz zur "Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg" ist vollzogen. Doch die Uni kämpft weiter.

Zur Neugründung der „Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg“ gab es am Montag einen Trauermarsch. Studierende und Wissenschaftler zogen durch die Cottbuser Innenstadt, „bitte kommt alle in Schwarz“, hatten Studierendenvertreter auf Facebook gebeten. Schon seit Freitag hielten Studierende in Cottbus eine Mahnwache ab: an einem symbolischen Grabstein, den sie auf dem Campus aufgestellt hatten. Der Protest gegen die ungeliebte Fusion der „alten“ BTU Cottbus mit der Fachhochschule Lausitz zur neuen BTU geht weiter, lautet die Ansage der Demonstrierenden – auch wenn der Zusammenschluss der beiden Hochschulen am Montag offiziell vollzogen wurde.

Wohl angesichts des Widerstands verzichtete die Landesregierung auf größere Feierlichkeiten. Dabei handelt es sich um ein Prestigeprojekt von Wissenschaftsministerin Sabine Kunst. Eine „Hochschule neuen Typs“ will sie schaffen. In der Lausitz löste das Vorhaben gleichwohl Entsetzen aus. Erbittert kämpft die BTU um ihre Eigenständigkeit, seit Kunst Anfang 2012 den Plan bekannt machte.

Als „zukunftsweisendes Ziel“ sieht Kunst vor allem, dass die neue Uni durchlässiger auch für Studierende ohne Abitur sein soll, wie die Ministerin am Montag erklärte. „Mehr Bildungsgerechtigkeit“ will sie erreichen. Dafür sollen neue Studienangebote geschaffen werden, ebenso übergreifende Einrichtungen, die sich etwa um die Gewinnung von Studierenden kümmern und den Studieneinstieg erleichtern.

Bis es so weit ist, wird es allerdings dauern. Zum Wintersemester bleiben Studiengänge und Fächer erst einmal überwiegend dieselben. Erst zu Beginn des Wintersemesters werden sich auch gemeinsame Gremien für die neue Hochschule konstituieren. Wahrscheinlich im kommenden Jahr wird ein Gründungspräsident oder eine -präsidentin bestellt. Übergangsweise leitet seit Montag der Landesbeauftragte für die Lausitzer Hochschulen, Birger Hendriks, die Uni. Die bisherigen Präsidenten Walther Zimmerli (BTU) und Günter Schulz (FH) sind nicht mehr im Amt.

Ausgangspunkt der Fusion war ein Gutachten von Uniexperten zur Zukunft der Lausitzer Hochschulen, das vor anderthalb Jahren veröffentlicht wurde. Die Gutachter monierten zahlreiche Schwächen der BTU, vor allem in der Forschung – was viele Professoren bereits als ungerecht empfanden. Die Gutachter forderten eine stärkere Zusammenarbeit von BTU und FH. Nur so könnten beide vor dem Hintergrund sinkender Bevölkerungszahlen in einer ohnehin strukturschwachen Region zukunftsfähig bleiben. Kunst ging mit ihrem Fusionsvorschlag dann sogar über die Empfehlungen hinaus. Nur eine gemeinsame Hochschule könne ein Angebot aus einem Guss machen, argumentierte die Ministerin.

Der Widerstand gegen das Vorhaben entzündete sich nicht zuletzt deshalb vor allem an der BTU, weil sich viele Uni-Angehörige durch die Fusion mit der Fachhochschule degradiert fühlen. Ministerin Kunst führe zudem einen „Top-Down-Monolog“. Von konstruktiver Zusammenarbeit könne keine Rede sein, hieß es in einem offenen Brief von BTU-Professoren Anfang des Jahres. Es sei völlig unklar, „wie die fusionierte Hochschule aussehen soll“, kritisierte der Senatsvorsitzende der BTU im Juni. Aus der FH Lausitz mit Hauptsitz im 40 Kilometer entfernten Senftenberg dagegen war weniger Widerstand zu vernehmen – wertet die Fusion die FH doch auf.

Streit gibt es auch ums Geld. Zwar will das Land den kombinierten Etat von 66 Millionen Euro erhalten, zusätzliche zehn Prozent geben sowie Tarifsteigerungen ausgleichen. Für den Transformationsprozess reiche das aber nicht, kritisierte die BTU. Schon jetzt sei die Uni stark unterfinanziert. Tatsächlich hatte ein weiteres Gutachten festgestellt, dass Brandenburg im bundesweiten Vergleich besonders wenig für seine Hochschulen ausgibt.

Letzte Hoffnungen der Protestierenden ruhen auf Klagen vor dem Landes- und dem Bundesverfassungsgericht. Zwar wurden einstweilige Verfügungen gegen den Vollzug der Neugründung abgelehnt. In den Hauptverfahren rechne sich die BTU dennoch „gute“ Chancen aus, sagte Klaus Herrmann, der als Anwalt die Klagen vertritt, dem Tagesspiegel. Beide Gerichte hätten bestätigt, dass durch die Fusion „Nachteile“ von Gewicht vorliegen würden.

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