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Große Risiken - auch beim Lesen. Das bestätigten die Berliner Vergleichsarbeiten erneut.

© Kitty Kleist-Heinrich

Gedächtnistraining für Kinder: Besser lesen nach dem Computerspiel

Ein spielerisches Gedächtnistraining am Computer trainiert die Lesefähigkeit von Grundschülern. Das zeigt eine neue Studie, an der Forscher der Humboldt-Universität zu Berlin beteiligt sind.

Im Arbeitsgedächtnis werden Informationen vorübergehend gespeichert, es ist entscheidend daran beteiligt, wenn wir unsere Alltagsaufgaben erfolgreich bewältigen. Wie gut es funktioniert, ist für den Schulerfolg mindestens so wichtig wie das Abschneiden in Intelligenztests. Dass es Erwachsenen und Kindern mit ADHS hilft, diesen Teil des Gedächtnisses mit einem individuell angepassten Programm zu trainieren, ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen. Die Psychologen Tilo Strobach und Torsten Schubert von der Berliner Humboldt-Universität und ihre Kollegin Julia Karbach von der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität des Saarlandes konnten jetzt zeigen, dass auch Grundschüler ohne besondere Verhaltensauffälligkeiten oder Teilleistungsschwächen von einem solchen Programm profitieren (hier geht es zur Studie).

Für ihre Studie, deren Ergebnisse in der Zeitschrift „Child Neuropsychology“ veröffentlicht wurden, teilten sie 28 Mädchen und Jungen im Alter zwischen sieben und neuneinhalb Jahren nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein. Alle Kinder nahmen insgesamt 14-mal an einem spielerischen Gedächtnistraining teil, alle wurden davor, direkt danach und drei Monate später verschiedenen standardisierten Tests unterzogen, in denen es unter anderem um Lese- und Rechenfähigkeiten geht. Im Training selbst sollten die Kinder sich zum Beispiel Reihen von verschiedenen Tieren merken. Als Belohnung wurden ihnen von einem Affen virtuelle Äpfel überreicht. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe wurden dabei konstant auf niedrigem Level gefordert. Die Grundschüler, die an dem adaptierten Programm teilnahmen, bekamen je nach individueller Leistung schwerere Aufgaben, immer „hart am Limit“.

Wer am meisten Hilfe braucht, profitiert am meisten

Drei Monate später hatten sich zwar die Fähigkeiten zum Lösen von Matheaufgaben bei den Teilnehmern beider Gruppen nicht verbessert. Doch beim Lesen schnitten diejenigen Kinder deutlich besser ab, die am individuell angepassten Programm teilgenommen hatten. „Der größte Nutzen zeigte sich dabei bei den Kindern, deren Arbeitsgedächtnis im Vortest relativ schlecht gewesen war“, sagt Tilo Strobach. Wer am meisten Hilfe gebrauchen kann, profitiert von diesem Programm also offensichtlich auch am meisten.

Die Ergebnisse müssen nun in Studien mit größeren Gruppen wiederholt werden. Und sie sind in einer weiteren Hinsicht mit Vorsicht zu genießen: Auch wenn die Grundschüler dank des Programms sprachliche Informationen besser zu behalten scheinen und deshalb fließender lesen, kann Gedächtnistraining am Computer die Deutsch-Hausaufgaben nicht ersetzen, betont Strobach.

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