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Wissen: Gefährliche Mahlzeit für Wale

Atlantische Nordkaper werden beim Fressen gerammt

Ausgerechnet der Atlantische Nordkaper, eine ohnehin seltene Walart, wird besonders häufig von Booten gerammt. Amerikanische Meeresforscher haben nun die Ursache dafür entdeckt: Kleine Krebse. Beim Fressen winziger Ruderfußkrebse schwimmen die Wale demnach stundenlang dicht unter der Wasseroberfläche – für Bootsführer praktisch unsichtbar, aber noch in Reichweite der Schiffsschrauben.

Die Neigung der Krebse, Ansammlungen in geringer Tiefe zu bilden, könnte also ein Faktor bei der schleppend verlaufenden Erholung des Atlantischen Nordkapers sein, folgern die Forscher um Susan Parks von der Pennsylvania State University im Fachblatt „Biology Letters“. Sie führten ihre Studie in der Cape Cod Bay vor der Küste Neuenglands durch. In dem gut geschützten Meeresgebiet stellt sich alljährlich im Winter und Frühjahr etwa die Hälfte aller verbliebenen Atlantischen Nordkaper (Eubalaena glacialis) ein. Die Forscher nutzten diese Gelegenheit, um an 13 Tieren Saugnäpfe mitsamt Tiefenmessern zu befestigen.

Die Messwerte offenbarten, dass sich die großen Meeressäuger fast ausschließlich in weniger als 5 Metern Tiefe befanden, ihr Rücken also dicht unter der Wasseroberfläche. Zeitgleich durchgeführte Echolotmessungen und Wasseranalysen bestätigten die Vermutung, dass sich in eben dieser Tiefe Ansammlungen millimetergroßer Ruderfußkrebse befanden, der bevorzugten Beute der Glattwale.

Zum Glück seien im Frühjahr relativ wenige Sportboote in der Bucht mit ihrem noch kühlen Wasser unterwegs, sagt Parks. Gleichzeitig erweise es sich als besonders problematisch, dass die Wale beim Fressen förmlich auf Schleichfahrt gingen: „Atlantische Nordkaper singen nicht, während sie fressen.“ Die automatische Ortung der Meeressäuger mit einem Netz passiver Sonarbojen könnte also ausgerechnet dann fehlschlagen, wenn die Tiere besonders anfällig für Kollisionen sind. JKM

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