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Gefährlicher Erreger: Ehec-Erbgut kommt vom Menschen

Nach Tagesspiegel-Informationen haben Forscher einen Durchbruch bei der Charakterisierung des Ehec-Erregers erzielt. Untersuchungen zeigen: Wiederkäuer sind wohl nicht die Quelle.

Berlin - Die Spurensuche nach dem Ursprung der gefährlichen Ehec-Erreger geht weiter. Bei ersten Proben von Sprossen eines Biohofes aus dem niedersächsischen Uelzen ist bislang kein Erreger nachgewiesen worden. Dennoch vermutet das Verbraucherministerium in Hannover weiter, dass Sprossen dieses Betriebes Auslöser der Epidemie seien. „Wir halten an dem Verdacht fest“, sagte ein Ministeriumssprecher. Auch Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) gab am Montag keine Entwarnung. Niedersachsen sei aber nur eine weitere wichtige Spur, man dürfe andere Ermittlungsansätze nicht aus den Augen verlieren, sagte sie. Die Bundesregierung halte an ihrer Verzehrwarnung für Gurken, Tomaten, Salat und Sprossen fest.

Nach Tagesspiegel-Informationen haben die Forscher dagegen einen Durchbruch bei der Charakterisierung des Erregers erzielt. Der Großteil des Erbguts gehört zu einer anderen Gruppe von E.coli-Bakterien, Eaec genannt. Diese Eaec-Stämme finden sich nicht im Magen-Darm-Trakt von Wiederkäuern, sondern beim Menschen, wo sie den heftigen Durchfall verursachen. „Diese Erreger sind an den Menschen angepasst“, sagte Lothar Beutin, Ehec-Experte am Bundesinstitut für Risikobewertung, dem Tagesspiegel. Damit ist eine Verunreinigung durch Gülle als Ursache der Infektion unwahrscheinlich. Diese identifizierten Eaec-Bakterien sind so gefährlich für den Menschen, weil sie hartnäckig im Darm haften und das Gift Shiga-Toxin produzieren.

Trotz der bisher negativen Funde bei dem Sprossenbetrieb in Uelzen werden nach Angaben Aigners die Kundenlisten und die Lieferketten von den Landesbehörden sorgfältig verfolgt und ausgewertet. Eine „Task Force“, in der Fachleute aus Bund und Ländern zusammenkommen, arbeiten nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz „Hand in Hand auch mit der EU-Kommission“. Kritik am Vorgehen der Behörden wies Aigner zurück. Nun sollen schwerpunktmäßig Produzenten und Importeure von Sprossen und deren Produkte überprüft werden.

Nach bisherigen Erkenntnissen wurden keine Sprossen von dem verdächtigen Betrieb nach Berlin geliefert. Trotzdem wurden am Montag berlinweit von Mitarbeitern der Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsämter Proben von Sprossen entnommen. 180 Proben von Tomaten, Gurken und Salaten wurden in Berlin untersucht. „Bei keiner Probe wurden Ehec-Erreger festgestellt“, sagte der für die Lebensmittelüberwachung verantwortliche Referent in der Gesundheitsverwaltung, Jan-Alexander Lienau.

Die EU will die von der Ehec-Krise betroffenen Obst- und Gemüseproduzenten finanziell unterstützen. Der deutsche Bauernverband sprach am Montag von Verlusten von etwa 50 Millionen Euro. Am heutigen Dienstag kommen die EU-Landwirtschaftsminister zu einem Sondertreffen zusammen.

Bundesweit sind laut Robert-Koch-Institut bislang mehr als 1600 Ehec-Erkrankungen und 630 Hus-Fälle registriert worden. „Wir haben weiterhin Neuerkrankungen und geben noch keine Entwarnung. Es gibt lediglich einen leichten Rückgang bei Neuerkrankungen“, sagte RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher. Mindestens 21 Menschen sind im Zusammenhang mit Ehec-Infektionen gestorben. In Berlin sind 33 Menschen an Ehec und 15 an Hus erkrankt.

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