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Mathematiker vor einem virtuellen Portal

© TU Berlin/Böck

Geld für Uni-Forschung: Berlin spart bei der Einstein-Stiftung

Beim einstigen Prestigeprojekt soll drastisch gespart werden. Die Stiftung befürchtet einen Imageschaden für Berlin

Berlins Einstein-Stiftung wird vom Senat auf Diät gesetzt. Nur noch jeweils 2,5 Millionen Euro soll die Stiftung in den kommenden zwei Jahren bekommen. Die Stiftung will Wissenschaft in der Hauptstadt „auf internationalem Spitzenniveau“ fördern, so heißt es in ihrer Selbstdarstellung. Im Jahr 2009 rief der damalige Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) sie als Prestigeprojekt ins Leben. Zöllners ursprüngliches Ziel war es, jährlich 35 oder gar 40 Millionen Euro über die Stiftung an die Unis fließen zu lassen. Dieses Ziel wurde nie erreicht, die Stiftung bekam seit 2011 jährlich 15 Millionen Euro. Für die kommenden beiden Jahre waren bereits drastische Einsparungen auf nur noch fünf Millionen Euro vorgesehen. Doch nun wird es noch weniger geben, eben noch 2,5 Millionen Euro. „Wir sind überrascht, dass man unsere Mittel so deutlich runterfahren will“, sagt Marion Müller, die Geschäftsführerin der Stiftung. Zöllner, der im Vorstand der Stiftung sitzt, wollte sich nicht äußern

Die Einstein-Stiftung vergibt im Wettbewerb Mittel an Berliner Forschungsprojekte, sie unterstützt Berufungen von besonders renommierten Professoren durch Leistungszulagen („Einstein-Professoren“), sie fördert Gastwissenschaftler aus dem Ausland und Promovenden.

„Wir sind Verpflichtungen eingegangen“, sagt Müller. Viele der Projekte liefen über zwei oder drei Jahre. So seien für die kommenden beiden Jahre schon zehn beziehungsweise acht Millionen Euro gebunden, auch für das Zentrum Matheon, für das die DFG-Förderung im nächsten Jahr ausläuft. „Ich gehe davon aus, dass wir diese Verabredungen erfüllen“, sagt Müller. Das ist auch möglich, denn die Stiftung genießt das Privileg, ihren Etat flexibel über die Jahre übertragen zu können. Doch Müller bangt um die Einstein-Professuren, die Berlin viel Renommee eingebracht hätten. Gefährdet seien wohl auch Anschubfinanzierungen, mit denen Berliner Projekte im Wettbewerb – etwa um DFG-Mittel – besser platziert werden sollten. Müller befürchtet durch die Maßnahmen einen Imageschaden für Berlin. Andere Bundesländer würden die Stiftung bereits als Vorbild für sich sehen. Denn mit der Einstein-Stiftung will Berlin nach 2017 manche Projekte aus dem Exzellenzwettbewerb auffangen, für die dann die Bundesfinanzierung ausläuft. Auch andere Länder müssen vorsorgen.

FU-Präsident Peter-André Alt plädiert dafür, die Priorität bei der Vergabe der Fördermittel nun bei den Einstein-Zentren zu setzen. Die Zentren sind dasjenige Format, mit dem Exzellenzcluster wie „Topoi“ nach 2017 in die Landesförderung überführt werden sollen.

Dass die Einstein-Stiftung einen Tod auf Raten stirbt, kann Knut Nevermann, Staatssekretär in der Wissenschaftsverwaltung, nicht erkennen. Im Gegenteil. Noch vor zwei Jahren habe Finanzsenator Ulrich Nußbaum die Stiftung ganz „zusammenstampfen“ wollen, sagt Nevermann: „Jetzt hat er seinen Frieden mit ihr gemacht.“ Die Existenz der Stiftung sei gesichert. Nevermann freut sich darüber, dass die Hochschulen im Haushaltsentwurf des Senats so gut weggekommen sind. Der magere Zuschuss für die Einstein-Stiftung sei „bitter“, aber die Einstein-Stiftung werde sich mit Prioritätensetzungen helfen oder Zustiftungen auftreiben müssen.

Auch soll es für die Stiftung ab 2016 wieder bergauf gehen. Dann fließen jährlich fünf Millionen Euro. Und ab 2018 sollen es wieder 15 Millionen Euro sein. Denn dann läuft die Bundesförderung für die Exzellenzprojekte der Unis aus: „Dieses Geld wird fließen“, bekräftigt Nevermann: „Wir haben uns gegenüber dem Bund rechtlich verpflichtet.“ Damit spielt der Staatssekretär auf die Vereinbarung für das Berliner BIG an der Charité an. Der Bund finanziert dabei 90 Prozent der Mittel – aber nur, weil Berlin versprochen hat, seinen Anteil an der Finanzierung der Exzellenzprojekte, nämlich 15 Millionen Euro, weiter für die Spitzenforschung bereitzustellen. Diese Mittel sollen über die Einstein-Stiftung abfließen.

Geschäftsführerin Müller hofft, dass das Parlament den Haushaltsentwurf des Senats im Sinne Einsteins noch verbessert. Anja Kühne

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