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Gute Geschenke: Einfallsreichtum – besser nicht!

Die Deutschen sind erbärmliche Schenker, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen geben sie weniger Geld für Geschenke aus als die Menschen in vielen anderen Ländern (dieses Jahr 285 Euro im Durschnitt, verglichen mit 500 Euro im krisengebeutelten Irland).

Die Deutschen sind erbärmliche Schenker, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen geben sie weniger Geld für Geschenke aus als die Menschen in vielen anderen Ländern (dieses Jahr 285 Euro im Durschnitt, verglichen mit 500 Euro im krisengebeutelten Irland). Außerdem schenken wir häufig das Falsche. So bezifferte das Internet-Auktionshaus Ebay den Wert der ungeliebten Präsente unter hiesigen Weihnachtsbäumen auf mehr als 700 Millionen Euro.

Zwei Wissenschaftler aus Singapur und den USA gehen in einer aktuellen Studie der Frage nach, warum wir beim Schenken so oft danebengreifen. Ihr Resümee: Viele Menschen suchen zu sehr nach einer persönlichen Geschenkidee, anstatt sich an den explizit geäußerten Wünschen der Beschenkten zu orientieren. Die Idee dabei: Wer viel Zeit opfert, das Passende zu finden, der signalisiert damit in besonderem Maße seine Zuneigung.

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Yan Zhang und der Psychologe Nicholas Epley stellen diesen Grundsatz nun infrage. In ihrer Studie im „Journal of Experimental Psychology: General“ konnten sie zeigen, dass der Gedanke oft eben nicht zählt: Häufig bedenkt der Beschenkte gar nicht, wie viel Gehirnschmalz in die Auswahl geflossen ist. In diesem Fall ist ein schlechtes Geschenk in seinen Augen einfach ein schlechtes Geschenk – ohne mildernde Umstände.

Eine Ausnahme gibt es allerdings: Fehlgriffe von guten Freunden stoßen paradoxerweise eher auf Gnade, als wenn die Scheußlichkeit von einem flüchtigen Bekannten stammt. Der vermutliche Grund: Bei Menschen, die uns sehr nahe sind, rechnen wir damit, dass sie etwas Passendes finden. Wenn sie das nicht tun, nehmen wir zumindest an, dass sie sich etwas dabei gedacht haben. Damit wird ein solcher Fehlgriff verzeihlich.

Für den Beschenkten zählt der Gedanke also nicht unbedingt – anders aber für den Schenkenden. Das konnten Zhang und Epley in einem weiteren Experiment mit 150 zufällig ausgewählten Museumsbesuchern zeigen. Die Forscher würfelten ihre Probanden zu Paaren zusammen, von denen einer den anderen mit einem Artikel aus dem Museumsladen beschenken sollte. Dabei sollte es sich der Schenker entweder genau überlegen, womit er seinen Partner beglücken wollte, oder aber seine Auswahl nach dem Zufallsprinzip treffen. Das Ergebnis: Diejenigen Teilnehmer, die lange über das Geschenk nachgedacht hatten, fühlten hinterher eine besondere emotionale Verbindung zu ihrem Partner.

Wer viel Mühe in das richtige Geschenk investiert, tut das also vermutlich auch aus ganz egoistischen Motiven: Es ist beglückender, selbst etwas Schönes für die Lieben zu finden, als sich einfach nach ihren explizit geäußerten Wünschen zu richten oder gar Geld zu verschenken.

Wem es aber wirklich nur darum geht, dem Betroffenen eine Freude zu bereiten, der kann es sich guten Gewissens leicht machen: Laut einer US-Studie aus dem Jahr 2011 freuen sich Menschen über Dinge von ihrem Wunschzettel erheblich mehr als über eine persönlich mit viel Herzblut ausgesuchte Überraschung.

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