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Ende einer Karriere. Haruko Obokata verblüffte die Fachwelt mit einer angeblich simplen Methode zur Herstellung von Stammzellen. Sie konnt eihre Ergebnisse nicht reproduzieren.

© Reuters/Kyodo

Haruko Obokata: Japanische Stammzellforscherin gibt auf

Anfang des Jahres berichtete sie von einer revolutionär einfachen Methode zur Herstellung von Stammzellen. Doch das Verfahren funktioniert nicht.

„Ich habe nicht einmal Worte, um mich zu entschuldigen“, schreibt die japanische Stammzellforscherin Haruko Obokata in einer Erklärung. Bis November hat sie 45 Mal versucht, Milzzellen neugeborener Mäuse durch ein 30-minütiges Zitronensäurebad in Stammzellen umzuwandeln – eine Technik, für die sie Anfang 2014 gefeiert wurde. Unter der Beobachtung von Kollegen und einer Überwachungskamera konnte sie ihren Erfolg jedoch nicht wiederholen. „Ich bin erschöpft und verwirrt“, gibt Obokata zu Protokoll. „Mir ist sehr bewusst, dass ich durch meine Unerfahrenheit Ärger verursacht habe.“

Ab diesem Montag ist die 31-Jährige nicht mehr am Riken-Institut für Entwicklungsbiologie in Kobe angestellt. Doch durch den Skandal um die Studie, die zunächst in „Nature“ veröffentlicht und dann zurückgezogen wurde, hat sie nicht nur ihre eigene Karriere beendet. Ihr Mentor Yoshiki Sasai hat sich im August erhängt. Den Vorwurf, er habe die Arbeit seiner Schülerin nicht ausreichend überwacht, konnte er nicht ertragen. Das Institut wurde zusammengestrichen; statt 500 arbeiten nur noch 250 Forscher dort.

Obokata versuchte es wieder und wieder - sie konnte die Ergebnisse nicht wiederholen

Nachdem Unstimmigkeiten bei Abbildungen in der „Nature“-Studie aufgefallen waren und keine andere Gruppe auf diese Art und Weise Stammzellen herstellen konnte, hatte das Riken-Institut eine Untersuchungskomission einberufen. Sie stellte im April wissenschaftliches Fehlverhalten fest, schloss aber nicht aus, dass die Technik trotzdem funktioniert – so wie es Obokata immer wieder behauptete. Als die Forscher die Ergebnisse trotz aller Versuche nicht reproduzieren konnten, luden sie Obokata im Juli ein, ihnen das Verfahren zu zeigen. „Wir haben versucht, die Ergebnisse zu verifizieren und sind gescheitert“, sagte Shinchi Aizawa, der Präsident des betroffenen Instituts und Sprecher der Untersuchungskommission auf einer Pressekonferenz in Tokio. „Wir setzen die Experimente nicht mehr fort.“ Möglicherweise habe Obokata das schwache Leuchten eines fluoreszierenden Proteins falsch interpretiert, sagte er. Obokata äußerte sich dazu in ihrer Erklärung nicht.

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