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Dean Helmut K. Anheier.

© Hertie School

Hertie School: Aufstieg in die erste Liga

Seit ihrer Gründung Ende 2003 in Berlin baut die Hertie School ihr Forschungs- und Studienprogramm konsequent aus. Der europäische Blick auf globale Themen ist gefragt.

Es ist eine unendliche Geschichte: die Pleiten, Pech und Pannen rund um den neuen Berliner Flughafen. Warum schafft es ein Hochtechnologieland wie Deutschland nicht, ein Großprojekt wie den BER erfolgreich zu stemmen? Genau das ist eine Frage, die sich auch die Forscher der Hertie School stellen – wissenschaftlich, versteht sich.

Die „Governance of Technology, Infrastructure and Energy“ ist ein Forschungsgebiet, das die Hochschule gerade aufbaut. Dass große, eigentlich zukunftsweisende öffentliche Bauvorhaben – siehe in Deutschland auch Stuttgart 21 – nicht gelingen wollen, ist auch für die Forschung ein „Gebiet, wo es brennt“, sagt der Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaftler Gerhard Hammerschmid, Associate Dean der Hertie School of Governance.

Ein anderes prominentes Beispiel, an dem die Hertie-Forscher arbeiten, ist die Energiewende. Dafür müssen neue Trassen gebaut werden, über die Strom von den Windparks im Norden zu den Verbrauchern in den Süden gelangt. „Für die Ingenieure ist das technisch prinzipiell kein Problem. Sehr wohl ist es dagegen ein Problem, den Bau der Trassen staatlich zu organisieren“, sagt Hammerschmid.

Der Standort in Berlin spielt eine große Rolle

Wie gutes Regieren gelingen kann und woran es hapert, ist das Kernthema der Hertie School. In den USA oder in Großbritannien haben „Public Policy Schools“ eine lange Tradition: etwa durch die Kennedy School der Harvard University oder die London School of Economics. Doch als Ende 2003 die Hertie School of Governance in Berlin gegründet wurde, war das in Deutschland ein Novum. Sich darauf zu konzentrieren, wie staatliches, wirtschaftliches und zivilgesellschaftliches Handeln funktioniert, machte keine andere Hochschule hierzulande. Schritt für Schritt wurden seitdem Forschungs- und Studienprogramm ausgebaut. „Als Mitglied des Global Public Policy Network spielen wir heute in der Top-Liga“, sagt der Soziologe Helmut K. Anheier, seit 2009 Dean der Hertie School.

Das liegt auch daran, dass sich die Hochschule um eine „europäische Perspektive“ bemüht, wie Anheier sagt. Globale Großthemen werden aus europäischer Sicht angegangen: seien es Fragen finanzieller Nachhaltigkeit, Anti-Korruptions-Forschung, die Innovationsfähigkeit öffentlicher Verwaltungen oder die Legitimität europäischer und internationaler Institutionen. Aber auch der Standort in Berlin spielt eine große Rolle. „Deutschland hat international einen Top-Ruf. Viele wollen wissen, warum wir so erfolgreich sind“, sagt Anheier.

Bewusst setzte die Hertie School von Anfang auch darauf, dass ein modernes Verständnis von „Governance“ über das staatliche Handeln hinausreicht und auch Akteure aus Nichtregierungsorganisationen oder der Wirtschaft umfasst. Wie sehr das Konzept und die Arbeit in der Academic Community geschätzt werden, zeigte das zweite Akkreditierungsgutachten des Wissenschaftsrats im Jahr 2011, das die Arbeit der Hertie School sehr lobte und deren „international wettbewerbsfähige Forschungsleistungen“ hervorhob.

Neuer Studiengang für internationale Beziehungen ab 2015

Der erste Studiengang – der Master of Public Policy (MPP) – startete 2005 mit 30 Studierenden, der Executive Master of Public Management 2008. In diesem Jahr werden rund 180 Nachwuchsführungskräfte ihr Studium in einem der Programme aufnehmen, so viele wie noch nie. Während sich das zweijährige MPP-Programm an Studierende mit einem ersten akademischen Abschluss richtet, zielt der Executive Master auf Berufserfahrene – und kann dementsprechend auch Teilzeit studiert werden. „Die Teilnehmer reflektieren bei uns ihre professionellen Erfahrungen akademisch und können so für ihre Arbeit neue Lösungsansätze entwickeln. Vielen dient der Abschluss als Karrieresprungbrett in höhere Positionen“, sagt Hammerschmid, der als Programmdirektor des Executive-Bereichs auch für das umfangreiche Fortbildungsprogramm der Hertie School verantwortlich ist.

2015 will die Uni weiter expandieren: mit einem dritten Studiengang, einem Master of International Affairs, bei dem es um Außen- und Sicherheitspolitik geht. „Wer im Bereich der internationalen Beziehungen Karriere machen will, braucht angesichts einer multipolaren, vernetzten Welt neue Instrumente. Die wollen wir vermitteln“, sagt Anheier.

Ein Meilenstein war 2012 die Verleihung des Promotionsrechts durch das Land Berlin; im selben Jahr begannen die ersten Doktoranden im „Doctoral Programme in Governance“ zu forschen. Ein wichtiger Schritt war auch hier die Evaluation des Wissenschaftsrats, der die Verleihung des Promotionsrechts empfohlen hatte. Die Hertie School durchlief so als zweite private Hochschule in Deutschland erfolgreich das Prüfverfahren des Rates. Bald werden die ersten Doktoranden ihre Promotion abschließen – und mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass Großprojekte im Besonderen und Regieren im Allgemeinen in Deutschland und der Welt künftig ein wenig besser funktionieren.

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