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Das Ausmaß der Eisschmelze am 8. Juli (links) und am 12. Juli (rechts). Rot bedeutet "definitiv geschmolzen", rosa steht für "wahrscheinlich geschmolzen" und weiß für "Eis". Für die grauen Gebiete liegen keine Daten vor.

© Nicolo E. DiGirolamo, SSAI/NASA GSFC, and Jesse Allen, NASA Earth Observatory

Hitzeglocke: Grönland-Eis taut schneller als je zuvor

Genau vier Tage brauchte eine Hitzeglocke im Juli, um 97 Prozent des grönländischen Eisschildes anzutauen. Normal sind im Sommer etwa 40 Prozent, so wie es noch vor dem 8. Juli dieses Jahres der Fall war.

Am 12. Juli dagegen taute es fast überall, teilte die Nasa mit – selbst an der dicksten Stelle der Eisschicht an einer Wetterstation in etwa 3000 Metern über dem Meeresspiegel. „Die Daten sind außergewöhnlich“, sagte Son Nghiem vom Nasa Jet Propulsion Laboratory im kalifornischen Pasadena. In etwa 30 Jahren Satellitenbeobachtung war es bislang nie zu einem solchen Ereignis gekommen. „Also stellte ich das Ergebnis zunächst infrage: Ist es real oder ein Datenfehler?“ Doch zwei weitere Kollegen bestätigten die Eisschmelze und die ungewöhnlich hohen Temperaturen mithilfe der Daten von zwei weiteren Satelliten.

Gänzlich einmalig ist das Ereignis jedoch nicht. Das Eis rund um den Gipfel des Schildes schmolz schon einmal im Jahr 1889. „Eisbohrkerne aus der Gegend zeigen uns, dass es im Durchschnitt alle 150 Jahre zu einem solchen Ereignis kommt“, sagt Nasa-Glaziologin Lora Koenig. „Es ist also pünktlich nach Plan eingetroffen.“ Sollten solche Hitzeglocken in Zukunft jedoch öfter über Grönland festhängen, wäre das besorgniserregend.

Bislang ist unklar, ob die schnelle Schmelze im Juli beeinflusst, wie viel Eis Grönland in diesem Jahr verliert und ob es zum Anstieg des Meeresspiegels beiträgt. In großen Höhen kann das Eis kurzzeitig tauen und wieder frieren. In Küstennähe kann sich Wasser auf dem Eisschild sammeln, nur ein Teil fließt ins Meer. Eiskristalle, die sich nach einer Schmelze bilden, haben jedoch eine andere Struktur und könnten in Zukunft schneller tauen. Kurz nach der Hitzeperiode brach auch ein Eiskoloss mit einer Fläche von 120 Quadratkilometern vom Petermann-Gletscher an der Nordwestspitze Grönlands ab.

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