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Hochschulen: HU streitet um Elite

Die Humboldt-Universität streitet um die Anträge für die anstehende Runde der Exzellenzinitiative. Anlass für den Ärger ist die Auswahl der Graduiertenschulen und Exzellenzcluster, die die HU beantragen will.

Michael Kämper-van den Boogaart, Dekan der Philosophischen Fakultät II, warf dem Präsidium am Dienstag im Akademischen Senat (AS) „bewusste Falschinformationen“ und „Intransparenz“ bei der internen Auswahl der Vorhaben vor, mit denen die HU an den Start gehen will. Er sei „schwer verärgert“: „Wir können das Verhalten der Unileitung nicht akzeptieren.“ Auch der Mathematiker Andreas Griewank kritisierte das Vorgehen: „Wir starten mit einer sehr schlechten Stimmung.“ Bereits im Vorfeld der letzten Runde des Elitewettbewerbs hatte es Auseinandersetzungen zwischen Basis und Präsidium gegeben.

Anlass für den Ärger ist dieses Mal die Auswahl der Graduiertenschulen und Exzellenzcluster, die die HU beantragen will. Kämper berichtete von einer Graduiertenschule, die seine Fakultät plante und die von der Einstein-Stiftung bereits mit einer Vorlauffinanzierung unterstützt werde. Monatelang sei dafür vom Präsidium volle Zustimmung versichert worden. Ende März habe das Präsidium auf einmal eine Kehrtwende vollzogen. Der Vizepräsident für Forschung, Michael Linscheid, habe den Kollegen mitgeteilt, sie seien aus dem Rennen. Interne Gutachten hätten nur eine „uneinheitliche“ Bewertung des Vorhabens ergeben.

Doch das sei eine „korrupte Information“, sagte Kämper. Alle Gutachter hätten in Wirklichkeit empfohlen, den Antrag ins Rennen zu schicken. Anders als von Linscheid behauptet, sei der neue Präsident Jan-Hendrik Olbertz nicht in die Entscheidung einbezogen worden. „Das ist eigentlich alles gar nicht vorstellbar“, rief Kämper erregt. Er forderte das Präsidium auf, sich aus den Anträgen für Graduiertenschulen und Cluster herauszuhalten. Er befürchte, aus den Geisteswissenschaften werde gar kein Antrag eingereicht, was dem Uniprofil widerspreche.

Der Mathematiker Andreas Griewank unterstützte Kämper. Das Präsidium habe anders als versprochen nicht öffentlich gemacht, wer einen Antrag plane. Eine Diskussion darüber sei aber zwingend, da die Pläne von „grundlegender Bedeutung“ für die Struktur der HU seien. Schließlich würden die Fächer, die im Wettbewerb gewinnen, ihre Professuren auf Jahre hinaus sichern. Der Rest werde dagegen sparen müssen. Wenn die Entscheidung über die Anträge auf „völlig intransparente Weise“ fielen, „können Sie und Ihre Nachfolger nicht verlangen, dass wir das mit Enthusiasmus tragen“, sagte Griewank. Der Theologe Cilliers Breytenbach schlug vor, einen Ombudsmann einzuschalten, falls Forscher sich bei den internen Entscheidungen ungerecht behandelt fühlen. Der Geograf Elmar Kulke mahnte dagegen, die HU dürfe „nicht mit 25 Anträgen“ antreten: „Das würde uns als mangelnde Entscheidungsfähigkeit ausgelegt.“

Vizepräsident Linscheid hielt sich in der Diskussion zurück. Der Darstellung Kämpers widersprach er nicht. Er sagte, die Auswahl sei „ein schwieriger Prozess“. Der amtierende Präsident Christoph Markschies nahm nicht am AS teil. In einer nichtöffentlichen Sitzung will sich der AS nun demnächst mit den Exzellenzanträgen befassen und über die Pläne abstimmen. Die Zeit drängt: Am 1. September müssen die Anträge abgegeben werden.

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