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"Horizon 2020": Die EU forscht näher an der Industrie

Bei der Forschung will die EU künftig mehr Wert auf Industrienähe liegen. Im Rahmen des Programms "Horizon 2020" werden 77 Milliarden Euro vergeben.

Deutsche Unis, Institute und Unternehmen könnten künftig 1,5 Milliarden Euro im Jahr aus dem neuen Forschungsprogramm der Europäischen Union einwerben. Diese Summe hält das Bundesforschungsministerium für realistisch. Die Deutschen seien in den vergangenen Jahren bei der Beteiligung an EU-Forschungsmitteln immer besser geworden, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka am Dienstag in Berlin, wo das von 2014 bis 2020 geltende EU-Forschungsprogramm „Horizon 2020“ offiziell gestartet wurde. EU-Forschungskommissarin Máire Geoghegan-Quinn sagte, gerade in der Wissenschaft profitiere auch Deutschland finanziell stark von der EU.

Rund 77 Milliarden Euro will die EU im Rahmen von Horizon 2020 ausgeben. Nach zähem Ringen wurde das Programm im Dezember verabschiedet. Immerhin ist die Forschung einer der wenigen Bereiche, wo nicht gekürzt wurde. Der Anteil der Forschungsausgaben am EU-Haushalt steigt sogar von 5,7 auf 8,3 Prozent. Auch auf deutsches Bestreben hin werde künftig mehr Wert auf Industrienähe gelegt, sagte EU-Parlamentarier Herbert Reul: „Forschung muss zu Innovationen führen.“ Allein für den Programmteil „Grundlegende und industrielle Technologien“ sollen gut 17 Milliarden Euro ausgegeben werden. Für „Gesellschaftliche Herausforderungen“ wie Gesundheit, Energie und Verkehr stellt die EU 29,6 Milliarden Euro bereit. Für „Wissenschaftsexzellenz“ – darunter fällt vor allem vom Europäischen Forschungsrat (ERC) geförderte Grundlagenforschung – wird es 24,4 Milliarden Euro geben.

Dem Eindruck, die EU vernachlässige die Geistes- und Sozialwissenschaften, widersprach Geoghegan-Quinn. Allein der ERC könne eine Milliarde Euro mehr für den Bereich ausgeben. Das mit 500 Millionen Euro dotierte Forschungsfeld „Integrative Gesellschaften“ sei zusätzlich hinzugefügt worden. Überhaupt sollten die Geistes- und Sozialwissenschaften auch bei eher technologieorientierten Feldern berücksichtigt werden.

Wanka sagte, Deutschland habe stark auf das Prinzip „Exzellenz statt Gießkanne“ bei der Mittelvergabe gepocht. In ost- und südeuropäischen Staaten stößt das nicht nur auf Gegenliebe. Diese beklagen etwa, bei der Vergabe der millionenschweren ERC-Stipendien keine Chance zu haben, weil ihnen die Voraussetzungen starker Unis in Deutschland oder Großbritannien fehlten. Wanka erkannte dieses Problem durchaus an. Den schwächeren Staaten werde jetzt geholfen, indem sie künftig verstärkt Mittel aus dem EU-Strukturfonds für die Verbesserung ihrer wissenschaftlichen Infrastruktur ausgeben können.

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