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Humboldt-Universität: Gebremste Berufungen

Angesichts der unklaren finanziellen Zukunft der Berliner Hochschulen will das Präsidium der Humboldt-Universität Professuren zur Neubesetzung nur noch in Ausnahmefällen vom Akademischen Senat der Uni freigeben lassen.

Das teilte HU-Vizepräsident Frank Eveslage am gestrigen Dienstag dem Gremium mit. Berufungsverfahren für das Jahr 2011 und die Zeit danach sollen regulär erst wieder eröffnet werden, wenn die Hochschulvertragsverhandlungen mit dem Berliner Senat abgeschlossen sind. Ausnahmen soll es in Fällen geben, in denen die HU bereits vertragliche Verpflichtungen eingegangen ist, sowie bei der vorgezogenen Berufung von herausragenden Frauen im Rahmen der Programme von Bund und Land. Außerdem will die HU die Verfahren auch weiterhin einleiten, wenn die Professuren für die Bewerbung der HU im nächsten Exzellenzwettbewerb oder für ihre Profilbildung wichtig sind, sagte Eveslage.

Jürgen Zöllner hatte unlängst angedeutet, der Finanzsenator unterstütze die Forderungen der Hochschulen nach einer Budgeterhöhung von insgesamt 183 Millionen Euro jährlich weiterhin nicht. Mögliche Tariferhöhungen müssten gegebenenfalls auch durch „Effizienzsteigerungen“ ausgeglichen werden. Jetzt habe Zöllner den Hochschulpräsidenten jedoch erklärt, er weiche nicht „ein Jota“ von seiner Ansicht ab, dass das Land Tarifsteigerungen beim Personal der Unis ausgleichen müsse, berichtete Eveslage. Die Hochschulen warten nun auf schriftliche Zusagen.

Eveslage sagte, die Leitung der HU stehe dem von Zöllner geplanten Systemwechsel in der Hochschulfinanzierung „positiv“ gegenüber. Zöllner will, dass die Hochschulen fortan für jeden einzelnen Studierenden Geld bekommen. Allerdings stellt die HU Bedingungen: Die Unis müssten eine deutliche Etaterhöhung bekommen. Auch müsse Zöllner das Modell so gestalten, dass die Hochschulen für starke Schwankungen bei ihren Studierendenzahlen nicht zu große finanzielle Einbußen hinnehmen müssen.

Neuen Ärger verursacht unterdessen, dass SPD und Linke ein zentrales Lehrerbildungszentrum in Berlin wünschen. Das werfe die Frage auf, „wie seriös die Vertragsverhandlungen überhaupt geführt werden können, wenn entscheidende Sachverhalte nicht thematisiert werden“, teilte TU-Präsident Kurt Kutzler mit, der Sprecher der Berliner Hochschulleiter ist.

Im Akademischen Senat der HU wurde auch über die Feier zum 200. Jubiläum der HU gesprochen. Zum Auftakt gibt es einen Festakt im Konzerthaus am 12. Oktober. Der Germanist Michael Kämper-van den Boogaart wollte wissen, ob es sich bei dem in der Einladung angekündigten „Festumzug im Talar“ um einen Scherz handle. HU-Präsident Christoph Markschies versicherte, der Festumzug habe allein den Zweck, einen geordneten Wechsel der Gäste zum Hauptgebäude sicherzustellen. Ein „ästhetischer Rollback“ sei nicht beabsichtigt, die an der HU eingelagerten Talare reichten auch gar nicht für die Professoren. In der Einladung seien die Talare nur für den Fall erwähnt worden, dass etwa der Prager Unirektor im Hermelin erscheinen wolle. akü

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