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Vorbildlich. Diese Schüler arbeiten bereits mit Tablet-Computern. Allgemein seien deutsche Schulen schlecht mit IT-Technik ausgestattet, heißt es in der Studie.

© dpa

ICILS-Studie zu IT-Kompetenzen von Schülern: Deutsche Achtklässler im digitalen Mittelfeld

Deutsche Schüler sind bei der internationalen ICILS-Studie zum Umgang mit digitalen Medien im Mittelfeld gelandet. Schlecht abgeschnitten haben vor allem Jungen aus Familien mit einem niedrigen sozialen Status.

Die gute Nachricht zuerst: Nach dem Pisa-Schock von 2001 kommt kein Computer-Schock 2014. Deutsche Schüler liegen mit ihren Computer-Kenntnissen weltweit im Mittelfeld, erreichen mit 523 Punkten ein Leistungsniveau über dem internationalen Mittelwert von 500 Punkten. Das hat die am Donnerstag in Berlin präsentierte ICILS-Studie zu den IT-Kompetenzen von Achtklässlern ergeben. Gleichwohl stellen die für die deutsche Teilstudie verantwortlichen Bildungsforscher einen großen Nachholbedarf bei Schülern und Schulen fest. International führend sind die Tschechische Republik, Kanada und Australien. Schlechter als die deutschen Schüler haben unter anderem Achtklässler aus Russland, Hongkong und Kroatien abgeschnitten (hier geht es zu den Ergebnissen für Deutschland).

Fast ein Drittel hat nur "rudimentäre Kenntnisse"

Die Ergebnisse zeigten, "dass die weit verbreitete Annahme, Kinder und Jugendliche würden durch das Aufwachsen in einer von neuen Technologien geprägten Welt automatisch zu kompetenten Nutzerinnen und Nutzern digitaler Medien werden, nicht zutrifft". So erreicht nur ein geringer Anteil der getesteten Achtklässler die höchste Kompetenzstufe. Und knapp ein Drittel erfüllte lediglich die Anforderungen für die beiden untersten Kompetenzstufen. Diese Jugendlichen verfügen nur über "rudimentäre bzw. basale Fertigkeiten und Wissensstände hinsichtlich eines kompetenten Umgangs mit neuen Technologien", heißt es. Zu den Aufgaben, die sie lösen mussten, gehörte es, zu Sachthemen im Internet zu recherchieren und ihre Erkenntnisse für eine Präsentation aufzubereiten.

ICILS steht für "International Computer and Information Literacy Study". Die internationale Vergleichsstudie hatte zwei Ziele: Erstmals wurden weltweit die Fähigkeiten von Jugendlichen im Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnik untersucht, daneben erfassten die Bildungsforscher die schulischen und außerschulischen Rahmenbedingungen, unter denen die 13- bis 14-Jährigen ihre IT-Kenntnisse erwerben. Getestet wurden weltweit Achtklässler aus 21 Ländern. In Deutschland nahmen nach Angaben des Bundesbildungsministeriums 2225 Schülerinnen und Schüler sowie 1386 Lehrkräfte teil, die aus 142 Schulen repräsentativ ausgewählt wurden.

Schulen sind nicht ausreichend ausgestattet

Wie die Lesefähigkeit und mathematische sowie naturwissenschaftliche Kenntnisse gilt der kompetente Umgang mit neuen Technologien als Schlüsselkompetenz für das 21. Jahrhundert.

Als Risikogruppe haben die Bildungsforscher "insbesondere Jungen aus Familien mit wenigen kulturellen und ökonomischen Ressourcen" ausgemacht. Allgemein seien es Jugendliche aus unteren und mittleren sozialen Lagen sowie mit Migrationshintergrund, die vergleichsweise geringe IT-Kenntnisse haben. Die Forscher konstatieren ein "Missverhältnis" zwischen den Chancen, die das Lernen mit digitalen Medien bietet, und der Realität im Schulunterricht. Schulen müssten deutlich besser mit Kommunikationstechnik ausgestattet und Lehrkräfte besser fortgebildet werden. Deutschland gehört zu den drei Ländern, bei denen die Computernutzung im Unterricht die digitalen Kompetenzen nicht fördert, sondern im Gegenteil sogar negativ beeinflusst - ein fast absurd anmutender Befund. "Die Schüler erreichen ihren Kompetenzstand trotz Schule", sagte der Erziehungswissenschaftler Wilfried Bos bei der Präsentation der Studie. Der Befund weise daraufhin, dass das sinnvolle Sammeln, Auswerten und Präsentieren von Informationen in deutschen Schulen nicht eingeübt werde. Bos leitete die Studie in Deutschland mit der Schulforscherin Birgit Eickelmann.

Die neue Untersuchung gehört in die "Familie" der großen Schulleistungsvergleiche wie IGLU, die internationale Grundschul-Lese-Studie, und TIMS, die mathematische und naturwissenschaftliche Kenntnisse von Grundschülern untersucht. Verantwortlich für diese Studien und jetzt für ICILS ist die Vereinigung IEA (International Association for the Evaluation of Educational Achievement). Andere große Schulstudien wie Pisa werden von der OECD koordiniert.

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