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Im Internet: Verschwörungstheorien um Schweinegrippe-Impfstoff

Internet, Influenza und Impfverstärker – diese Kombination ist der Stoff, aus dem Verschwörungstheorien sind. Derzeit verunsichert eine Kettenmail die Internetnutzer, in der davon die Rede ist, dass der Impfverstärker Squalen das Golfkriegssyndrom ausgelöst haben könnte, das unter anderem durch chronische Müdigkeit gekennzeichnet ist. Experten weisen das zurück.

"Wenn die Bundesregierung ihren Willen durchsetzt und 35 Millionen Menschen geimpft werden, ist damit zu rechnen, dass acht- bis neun Millionen Bundesbürger für die nächsten Jahrzehnte unter chronischer Müdigkeit leiden werden“, heißt es in der Mail weiter. Für diese Sorge besteht jedoch kein Anlass, wie das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut in Langen nun klarstellte.

Als Golfkriegssyndrom wird eine diffuse Gesundheitsstörung bezeichnet, die sich in Gelenk- und Muskelschmerzen, Müdigkeit und Erschöpfung und Gedächtnisproblemen äußert und die bei US-Soldaten nach dem Golfkrieg von 1991 auftrat. Die Ursache ist ungeklärt. Kritiker wie die amerikanische Kulturwissenschaftlerin Elaine Showalter sehen jedoch im Golfkriegssyndrom eher eine seelisch bedingte Störung und deuten sie als „hysterische Epidemie“.

Die Impfgegner berufen sich auf eine Studie aus dem Jahr 2000, in dem bei Soldaten mit dem Golfkriegssyndrom Antikörper gegen Squalen gefunden wurden. Als Quelle für das Squalen vermuteten die Forscher einen Impfstoff gegen Milzbrand (Anthrax), in dem Spuren von Squalen gefunden wurden.

Allerdings hielt die Studie der kritischen Überprüfung nicht stand. Das Messsystem für Squalen-Antikörper erwies sich als zweifelhaft. Mit einem verbesserten Test konnten Wissenschaftler des Walter-Reed-Armeeforschungsinstitutes zeigen, dass Antikörper gegen Squalen in der amerikanischen Bevölkerung weit verbreitet und also ganz normal sind. Dagegen fanden sich nun keine Squalen-Spuren im Anthrax-Impfstoff.

Eine weitere Untersuchung belegte, dass ein squalenhaltiger Impfstoff nicht zur Bildung von Antikörpern gegen den Verstärker führt oder deren Konzentration im Blut erhöht. Auch der behauptete Zusammenhang mit dem Golfkriegssyndrom konnte nicht bewiesen werden. Eine große Studie ergab, dass der Anteil der Soldaten mit Squalen-Antikörpern bei Gesunden und bei Personen mit Golfkriegssyndrom gleich groß war.

Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts wurde der squalenhaltige Impfstoff Pandemrix in klinischen Studien bislang bei mehr als 30.000 Personen eingesetzt, „ohne dass es auffällige Nebenwirkungen gegeben hätte“. Squalen ist auch in den Impfstoffen Focetria und Celtura enthalten, deren Verstärkergemisch MF59 seit 12 Jahren beim Grippeimpfstoff Fluad und damit bei 40 Millionen Menschen eingesetzt wurde.

Das Squalen im Verstärker wird aus Haileber gewonnen, doch ist die Substanz auch im Menschen ein natürliches Stoffwechselprodukt und im Blut ständig nachweisbar. Squalen findet sich auch in vielen Nahrungsmitteln wie Fisch- oder Olivenöl. Die Menge an Squalen, die in einem Impfstoff enthalten ist, liegt nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts nicht höher als die durchschnittliche Menge, die täglich mit der Nahrung aufgenommen wird.

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