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Willkommen in Greifswald. Die Uni wirbt um Bewerber aus Berlin – mit freien Plätzen in vielen Fächern und mit ihrer modernen Bibliothek.

© Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Wo es freie Studienplätze gibt: Schnell noch an die Uni

Wo und wie kommen Abiturienten jetzt noch an die Universität? Einfach einschreiben. Denn noch sind vielerorts Studienplätze frei.

Ehrwürdige Unigebäude, eine schicke neue Bibliothek, nette, kleine Lerngruppen – und im Hintergrund lockt der hansestädtische Hafen. So wirbt die Universität Greifswald in diesen Wochen auf großflächigen Deckenplakaten in S- und U-Bahnen um Berliner Abiturienten. Den selbstbewussten Slogan „Greifswald – der Studienort“ verbindet die Uni mit einem Lockangebot, das die vom Numerus clausus geplagten Berliner besonders ansprechen soll: „Zum Wintersemester 2015/16 sicher NC-frei einschreiben.“

Auswahl an zulassungsfreien Fächern gestiegen

Solche Studienplatzgarantien – in NC-freie Fächer kann man sich unabhängig von der Abiturnote oft bis kurz vor Semesterstart ohne vorherige Bewerbung einschreiben – geben nicht nur etliche andere Unis im weiteren Berliner Umland. Denn bundesweit wächst die Auswahl an Fächern ohne Zulassungsbeschränkung wieder leicht.

Aber auch wer sich auf Berlin festgelegt hat und womöglich schon eine Ablehnung für ein NC-Fach erhalten hat oder in den nächsten Tagen eine bekommt, muss nicht verzweifeln. Demnächst laufen die Nachrück- und Losverfahren an. Man kann also auch noch auf die letzte Minute einen Studienplatz finden – wenn man die richtigen Strategien verfolgt.

Sich einfach woanders einschreiben

Der Königsweg für alle Spätentschlossenen ist tatsächlich, ein NC-freies Fach zu suchen und sich dort einfach einzuschreiben. Das geht abseits Berlins auch in großen, anderswo nachgefragten Fächern, wie gerade das Beispiel Greifswald zeigt: Betriebswirtschaftslehre, Geografie, Germanistik, Jura, Politikwissenschaft – das ist nur eine kleine Auswahl der dortigen NC-freien Fächer. Einige begehrte Lehramtsfächer wie Englisch gehören ebenfalls dazu.

Auch die Nachbaruni in Rostock bietet mit über 100 Studiengängen ein breites Spektrum, aktuell wurde dort die Zulassungsbeschränkung in Wirtschaftswissenschaften aufgehoben. Überhaupt sind die Chancen in Ostdeutschland groß. So bietet die Uni Jena 105 zulassungsfreie „Studiermöglichkeiten“, ähnlich sieht es in Erfurt und Halle aus.

Ebenso lohnt sich die Suche direkt hinter Berlin. Für angehende Juristen ist die Viadrina in Frankfurt/Oder eine Möglichkeit. An der BTU Cottbus sind inzwischen fast alle Bachelor-Studiengänge zulassungsfrei – selbst BWL und Architektur, in die man in der Hauptstadt schwer reinkommt. „Wir sind nur eine Stunde Zugfahrt von Berlin entfernt“, wirbt die BTU auf ihrer Homepage für sich: Die Hochschule verbinde so „die Vorteile der Großstadt“ mit einer kleinen familiären, technisch sehr gut ausgestatteten Uni. Kurzentschlossene können sich an einem Infotag am 8. September selbst ein Bild machen. Im September finden zudem Vorkurse für mehrere Fächer statt. Studieninteressierte können hier ihre Kenntnisse auffrischen, sich auf den Studieneinstieg vorbereiten oder ausprobieren, ob ihnen ein Fach überhaupt liegt.

Weniger bekannt dürfte Berlinern sein, dass auch in Bayern manche Standorte Paradiese für Studienbewerber sind. Ob Lehrämter, Jura oder Politik: Die Unis in Würzburg, Nürnberg-Erlangen, Regensburg oder Augsburg bieten das alles NC-frei an.

In Berlin ein NC-freies Fach finden

Auch die Berliner Hochschulen bieten sukzessive mehr Fächer ohne Numerus clausus an, die TU etwa 17 Bachelor-Studiengänge. Allerdings handelt es sich berlinweit meist um kleinere Natur-, Technik- oder Geisteswissenschaften.

Misslich für zukünftige Erstsemester: Jede Uni hat unterschiedliche Fristen für die Einschreibung in NC-freie Fächer. Die Humboldt-Universität ist mit dem 31. August besonders früh dran. Die Freie Universität folgt am 8. September, die Technische Universität wie die Viadrina am 15. September. Die BTU Cottbus lässt Studienanfängern bis zum 30. September Zeit.

Lohnt es sich, in einem zulassungsfreien Fach zu starten und darauf zu hoffen, später ins Wunschfach quereinzusteigen? Studienberater sind skeptisch, denn es gibt viele Unwägbarkeiten. So müssen Bewerber für NC-Fächer auch in höheren Semestern oft gute Noten mitbringen, zudem werden Uniwechsler aus anderen Städten Fachwechslern aus der eigenen Hochschule vorgezogen. Claudia Cifire, Leiterin der TU-Studienberatung, empfiehlt daher: „Man sollte sich auf jeden Fall vorstellen können, das gewählte Fach bis zu Ende zu studieren.“

Aufs Nachrücken hoffen

Und was bleibt Abiturienten, die sich in einem NC-Fach beworben haben, dort abgelehnt werden und keine Alternative für sich sehen? „Jetzt in Panik auszubrechen, wäre die falsche Reaktion“, sagt Steffan Baron, Leiter der Studienabteilung der Humboldt-Universität. Denn den Hochschulen springen immer wieder Bewerber ab, sodass Studienplätze erneut frei werden. Dann können andere nachrücken, die bisher nicht zum Zuge kamen. Diese „Nachrückverfahren“ können bis weit in den September hinein dauern.

Aufs späte Nachrücken hoffen können in manchen Fächern auch diejenigen, deren Bewerbungen über das bundesweite Portal Hochschulstart laufen. Die TU vergibt in diesem Jahr alle Studienplätze darüber, die HU zumindest die Bachelorstudiengänge mit nur einem Fach („Monobachelorstudiengänge“), die FU einige Fächer. Über Hochschulstart werden zwar ständig frei werdende Plätze neu vergeben. Theoretisch sollten so alle über das System abgewickelten Studienplätze schon bis Ende August verteilt sein. Die HU geht allerdings davon aus, dass es auch danach in einigen Fächern Vakanzen geben wird – weil nicht alle Unis bundesweit teilnehmen. Man werde dann lokal weiter nachrücken, sagt Baron.

Die TU und die FU dagegen sind optimistisch, dass sie darum herumkommen. Auch die Beuth-Hochschule, die ebenfalls mit allen Studiengängen bei Hochschulstart vertreten ist, denkt, dass alle NC-Studiengänge im ersten Anlauf belegt werden: Das Annahmeverhalten der Bewerber sei in diesem Jahr „außerordentlich gut“.

Beim Losen gewinnen

Sind ganz am Schluss immer noch Plätze frei, werden sie von den Hochschulen verlost. Dabei haben auch diejenigen eine Chance, die sich vorher noch gar nicht beworben haben. Oft reicht ein formloser Antrag. „Bei uns genügt ein Einzeiler: Ich beantrage die Teilnahme am Losverfahren im Studiengang XY“, sagt Steffan Baron.

Auch fürs Losen gilt: Fristen und Prozedere sind unterschiedlich, Bewerber müssen das bei den Unis abfragen. Einen Überblick über freie Plätze gibt die Online-Studienplatzbörse der Hochschulrektorenkonferenz. Die HU kann immerhin absehen, dass das Fach Regionalstudien Asien- und Afrikawissenschaften in die Verlosung geht, an der TU gilt das für Wissenschafts- und Technikgeschichte. In beiden Fällen gab es weniger Bewerber als Plätze. Die FU loste im vergangenen Jahr in vier Studiengängen, die nun aber fast alle zulassungsfrei sind.

Wie groß die Chancen sind, hängt von der Anzahl der freien Plätze ab. An der HU wurde die Los-Möglichkeit von Bewerbern in der Vergangenheit allerdings kaum genutzt, sagt Baron.

Zur Probe studieren

Eigentlich weiß ich gar nicht so genau, was ich will? Die TU bietet für Unentschlossene das einjährige Orientierungsstudium „MintGrün“ an, für das man sich bis zum 15. September unabhängig von der Note einschreiben kann. „Mint“ steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Im Rahmen des Studiums kann man Kurse verschiedener Fächer besuchen und in extra eingerichteten Laboren eigene Projekte verwirklichen. Ab diesem Herbst werden neben technischen und naturwissenschaftlichen auch geisteswissenschaftliche Labore angeboten. Viele Abiturienten gehen bei der Fachwahl sorgfältig vor, beobachtet Claudia Cifire: „Die wollen nicht in einem Studiengang enden, den sie nicht abschließen werden, weil er ihnen gar nicht liegt.“ Ein Orientierungsstudium gibt es auch an der TU München, hier wird ein Abischnitt von 2,5 vorausgesetzt.

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