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Mückenbrutplätze zu beseitigen, schützt sowohl vor Dengue als auch vor Zika.

© REUTERS

Impfstoffentwicklung: Zu 100 Prozent geschützt vor Dengue-Virus

Eine neue Impfstoffstrategie soll auch gegen Zika helfen. Dabei werden Probanden absichtlich geimpft - und danach mit einem Virentyp infiziert.

Im besten Fall könne es Ende 2017 erste Ergebnisse über die Wirksamkeit einer experimentellen Zika-Impfung geben, verkündet Anthony Fauci von den Nationalen Gesundheitsinstituten der USA im Moment immer wieder. Wie optimistisch das ist, zeigt ein Blick auf den Kampf gegen ein verwandtes Flavivirus, das jedes Jahr rund 390 Millionen Menschen infiziert: die „Knochenbrecherkrankheit“ Dengue. Nach etwa 15 Jahren Forschung ist vor Kurzem ein erster Impfstoff zugelassen worden, und auch der ist alles andere als perfekt. Selbst wer drei Spritzen bekommt, ist nur zu 60 Prozent gegen die vier Varianten des Virus gefeit. Dieser löchrige Schutz ist besonders problematisch, da die Impfung bei kleinen Kindern wie eine Erstinfektion wirken kann. Wird ihr Körper später mit einer anderen Virusvariante konfrontiert, kommt es öfter zu einer schweren Verlaufsform. Sie haben ein höheres Risiko, wegen Dengue ins Krankenhaus zu kommen, so ein paradoxes Ergebnis von Langzeitstudien.

Testpersonen mit Absicht infizieren

Bevor sie einen weiteren Impfstoffkandidaten an tausenden Menschen testen, wollen Forscher sich sicher sein, dass das Immunsystem wirklich gut darauf reagiert. Anna Durbin von der John-Hopkins-Universität in Baltimore und ihre Kollegen haben sich daher für eine ungewöhnliche Strategie entschieden. Sie haben 21 Probanden ein einziges Mal mit TV003 geimpft, einem Lebendimpfstoff gegen alle vier Dengue-Varianten. 20 Teilnehmer bekamen ein Placebo. Sechs Monate später haben die Forscher sie alle absichtlich mit genetisch veränderten Dengue-Viren vom Serotyp 2 infiziert. Diese Viren haben bei einem Ausbruch auf Tonga milde Krankheitssymptome ausgelöst und wurden weiter abgeschwächt. Gleichzeitig gilt es als schwer, sich dagegen mit einer Impfung zu schützen.

Das Ergebnis war überzeugend, berichtet das Team im Fachblatt „Science Translational Medicine“. Die Impflinge waren zu 100 Prozent geschützt. Wer das Placebo bekommen hatte, hatte dagegen bald das Dengue-Virus im Blut, die meisten bekamen einen Hautausschlag. In Brasilien hat Ende Februar eine Phase-3-Studie in Zusammenarbeit mit dem Butantan-Institut in Sao Paulo begonnen. 17.000 Probanden sollen im Laufe des nächsten Jahres geimpft werden. Weitere Länder sollen folgen.

Sowohl gegen Dengue als auch gegen Zika

„Belastungsproben“, bei denen Gesunde absichtlich im Labor mit harmlosen Virenvarianten infiziert werden, könnten auch die Entwicklung einer Zika-Impfung beschleunigen, sagt Durbin. „So kann man schneller sagen, welche Impfstoffkandidaten wirklich effektiv sind.“ Geprüft werde auch, ob man diesen Dengue-Impfstoff um eine Zika-Komponente erweitern kann, sagt Stephen Whitehead von den Nationalen Gesundheitsinstituten der USA. Dieser Impfstoff sei dann zwar nicht für Schwangere geeignet, sagt Durbin. „Doch das Ziel ist ohnehin, junge Mädchen zu impfen.“

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