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Internationale Grundschul-Leseuntersuchung: Leseschwache sehen zu viel fern

Eine Forscherin der Internationalen Grundschul-Leseuntersuchung kritisiert die mangelnde Förderung für Leseschwache in Deutschland.

An deutschen Grundschulen erhalten nur rund 30 Prozent der Kinder mit Leseschwäche eine besondere Förderung. Rund 40 Prozent der Leseschwachen dagegen bekommen außerhalb der Schule Nachhilfeunterricht. Das geht aus dem jetzt erschienenen dritten Berichtsband der Internationalen Grundschul-Leseuntersuchung (Iglu) hervor (Iglu 2006 – die Grundschule auf dem Prüfstand, Waxmann, 2010).

Die Länder hätten erheblichen Nachholbedarf bei der schulischen Leseförderung, erklärt Mitherausgeberin Sabine Hornberg, Pädagogikprofessorin an der Universität Bayreuth und Projektleiterin bei Iglu 2006. Noch immer seien die 2007 von der Kultusministerkonferenz beschlossenen Grundsätze für die Förderung von Kindern mit Schwierigkeiten in Lesen, Rechtschreiben und Rechnen nicht konsequent umgesetzt worden.

Als Risikofaktor haben die Iglu-Forscher auch den Fernsehkonsum ausgemacht: 59,1 Prozent der leseschwachen, aber nur 9,8 Prozent der lesestarken Kinder gaben an, täglich mehr als drei Stunden fernzusehen. 29,6 Prozent der leseschwachen Grundschüler antworteten sogar, dass sie täglich mehr als fünf Stunden vor dem Fernseher verbringen.

Hornberg weist auch auf einen Zusammenhang zwischen Lesekompetenz und Gewalterfahrung in der Schule hin: 60,3 Prozent der Lesestarken, aber nur 40,4 Prozent der Leseschwachen fühlen sich in der Schule sicher. Und mehr als die Hälfte der Kinder mit Leseproblemen bejahten die Frage: „Bist du im letzten Monat in der Schule verletzt oder geschlagen worden?“ Die Ursachen dafür müssten noch geklärt werden, erklärt Hornberg. Sie vermutet, dass durch Leseprobleme bedingte Misserfolge eine ängstliche Grundhaltung bewirken. Dies könnte dazu beitragen, dass diese Kinder in der Schule öfter zum Opfer von Gewalttaten werden. -ry

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