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Symbol der Völkerverständigung. Die Internationale Raumstation wurde nach dem Kalten Krieg von den USA, Russland, Europa, Kanada und Japan gemeinsam geplant und gebaut. Nun kündigte Russland an, 2020 aus dem Vorhaben auszusteigen.

© dpa

Update

Internationale Raumstation: Russland will Engagement auf der ISS beenden

Russland will sich ab 2020 nicht mehr am Betreib der ISS beteiligen. Beobachter vermuten darin eine Reaktion auf die Ukraine-Krise. Die Amerikaner reagierten verhalten: Sie hoffen weiterhin auf eine Zusammenarbeit.

Russland will sein Engagement bei der Internationalen Raumstation überraschend bereits 2020 beenden - und gibt stattdessen angeblich anderen Projekten im Kosmos den Vorzug. „Wir gehen davon aus, dass wir die ISS derzeit nur bis 2020 benötigen“, sagte Vizeregierungschef Dmitri Rogosin am Dienstag der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Russland schlage damit das Angebot der USA aus, den Außenposten der Menschheit mindestens bis 2024 weiterzubetreiben. Beobachter schlossen nicht aus, dass der Schritt auch eine Reaktion auf den erbitterten Ukraine-Konflikt sein könnte.
Ein hochrangiger westlicher Raumfahrtexperte, der namentlich nicht genannt werden wollte, bezeichnete die Entscheidung als „sehr bedauerlich“. Rogosins Ankündigung kommt kurz bevor der Deutsche Alexander Gerst gemeinsam mit dem Russen Maxim Surajew und dem US-Astronauten Reid Wiseman am 28. Mai für ein halbes Jahr zur ISS fliegt.
Die USA hatten im Januar eine Finanzierung des bemannten Labors über 2020 hinaus zugesagt. Auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hatte sich dafür offen gezeigt. Das DLR wollte Rogosins Aussagen zunächst nicht kommentieren.

Durch den Ausstieg der Russen gilt die Zukunft der ISS als unsicher

Experten zufolge könnte die ISS bis 2028 genutzt werden. Sie kreist seit 1998 um die Erde und wird kontinuierlich ausgebaut. Die Zukunft des Projekts, das führend von Russland, den USA, der europäischen Weltraumagentur Esa sowie von Kanada und Japan betrieben wird, gilt nun als unsicher.

„Wir wollen die Ressourcen auf andere perspektivische kosmische Projekte richten“, sagte Rogosin. Die Raumfahrtbehörde Roskosmos werde die Pläne bald vorstellen. Rogosin schloss nicht aus, dass Moskau den russischen Teil der ISS nach 2020 allein weiterbetreiben werde. „Das russische Segment kann unabhängig vom amerikanischen existieren - aber das amerikanische nicht unabhängig vom russischen“, sagte er. Roskosmos hatte kurz zuvor mitgeteilt, den russischen Teil bis 2018 von derzeit fünf auf sieben Segmente ausbauen zu wollen.

„Die USA brauchen Russland mehr als umgekehrt“, sagte Rogosin. Er spielte damit darauf an, dass die USA nach dem Ende ihres Shuttle-Programms auf russische Sojus-Kapseln für den Transport von Astronauten zur ISS angewiesen sind. Pro Reise zahlt die Nasa umgerechnet rund 50 Millionen Euro.
Wegen der Ukraine-Krise hatte die US-Raumfahrtagentur Nasa erst vor kurzem ihre Zusammenarbeit mit Roskosmos teilweise eingestellt. Bei dem mit Abstand wichtigsten Kooperationsprojekt, dem Betrieb der ISS, sollte es jedoch keine Abstriche geben.

Nach dem Bekanntwerden der möglichen Pläne Russlands am Dienstag hoffen die USA auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit über 2020 hinaus. „Wir haben in unserem Weltraumprogramm eine lange Kooperation mit den Russen gehabt und hoffen, dass wir gemeinsam weitermachen können“, sagte Außenamtssprecherin Jen Psaki am Dienstag (Ortszeit) in Washington.

Die Nasa reagierte verhalten auf die Ankündigung Rogosins, in sechs Jahren aus dem ISS-Projekt auszusteigen. Sogar in Zeiten des Kalten Krieges sei die Kooperation im Kosmos ein Aushängeschild gewesen. „Wir haben keine offizielle Mitteilung der russischen Regierung erhalten über irgendwelche Änderungen in der Zusammenarbeit“, teilte die Nasa mit. (dpa)

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