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Das Abraham-Geiger-Kolleg bildet Rabbiner aus.

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Jüdische Studien: Geht das Potsdamer Rabbiner-Kolleg nach Bayern?

Ein Streit die Jüdischen Studien in Potsdam berührt auch Berlin: Es geht Pläne für eine Jüdische Fakultät an der Uni Potsdam und ein gemeinsames Zentrum, an dem drei Berliner Unis beteiligt sind.

Die Universität Potsdam fürchtet um den Verlust ihres An-Instituts für die Ausbildung von Rabbinern. Der Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs, Walter Homolka, droht mit Abwanderung, wenn das Land Brandenburg nicht die Gründung einer Jüdischen Fakultät an der Universität beschließe. Dem Geiger-Kolleg liegt nach einem Bericht der „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ ein Übernahmeangebot der Universität Erlangen-Nürnberg vor. Die Hochschule sei bereit, das Kolleg als Jüdische Fakultät einzugliedern und mit drei Lehrstühlen in Nürnberg auszustatten. Die Uni bestätigte, dass es demnächst Sondierungsgespräche dazu geben werde.

Thomas Grünewald, geschäftsführender Präsident der Uni Potsdam, hält Homolkas Drohung für überzogen. Eine Abwanderung könne dem Geiger-Kolleg schaden, nur in Berlin und Potsdam gebe es solche Nähe von jüdischem Leben und Jüdischen Studien. Aus der Sicht des Landes und der Universität gebe es auch keinen Dissens um die Fakultätsgründung. „Fakultäten werden allerdings nicht durch Zuruf gegründet“, sagt Grünewald. Zunächst müsse mit der für 2012 geplanten Novelle des Hochschulgesetzes die Einrichtung theologischer Fakultäten in Brandenburg ermöglicht werden. Erst danach könnte das Unipräsidium die Gründung beschließen und darüber im Akademischen Senat abstimmen lassen.

Vorrang habe ohnehin das geplante Zentrum für Jüdische Studien, das die Uni Potsdam gemeinsam mit den drei großen Berliner Universitäten, dem Abraham-Geiger-Kolleg und dem ebenfalls in Potsdam ansässigen Moses-Mendelssohn-Zentrum gründen will. An dem Zentrum wollen die beteiligten Institutionen gemeinsam forschen und ihren wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden. In den nächsten Tagen werde ein von allen erarbeiteter Förderantrag beim Bundesforschungsministerium (BMBF) eingereicht, sagt Grünewald. Eine Stärkung der Jüdischen Studien parallel zur Gründung von Zentren für Islamische Studien an den Universitäten hatte der Wissenschaftsrat im Januar 2010 gefordert.

Der Direktor des Moses-Mendelssohn-Zentrums, Julius Schoeps, beschwört nun die Gefahr, das Zentrum könnte scheitern, wenn nicht parallel auch die Jüdische Fakultät an der Uni Potsdam gegründet wird. Nur mit einer theologischen Fakultät könne die vom Wissenschaftsrat empfohlene universitäre Rabbinerausbildung realisiert werden. Potsdams Interims-Präsident sieht es anders. Das Zentrum werde auf jeden Fall vor der Fakultät geschaffen. „Beides kommt, aber nacheinander“, sagt Grünewald. Anders als Schoeps angekündigt hatte, beriet das Potsdamer Kabinett am Dienstag nicht über die Fakultätsgründung.

Auf Unverständnis stoßen die Querelen in Heidelberg. Der Prorektor der Hochschule für Jüdische Studien, Johannes Heil, warnt vor einer Häufung von Initiativen. Tatsächlich gibt es mit der Hebraic Graduate School of Europe eine weitere Institution, die sich um eine Förderung bewerben wollte. Heil fragt zudem, ob die Uni Potsdam, die bislang keine Theologie hatte, der richtige Ort für eine jüdisch-theologische Fakultät ist.

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