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Zwei Daspletosaurier im Kampf

© Abb.: Luis Rey (copyright: Luis Rey) /PeerJ/dpa

Kannibalismus bei Dinosauriern: Bis(s) nach dem Tod

Bissspuren am Schädel eines Daspletosaurus verweisen auf heftige Kämpfe mit einem anderen Dino. Wahrscheinlich fraßen die Tiere auch ihre Artgenossen.

Einige Dinosaurier haben den Ruf, ausgesprochen bissig gewesen zu sein. Manche waren möglicherweise auch Kannibalen. Das schließen Forscher aus Bissspuren an den fossilen Schädelknochen eines Daspletosaurus. Absolut eindeutige Aussagen liefert die Untersuchung des Verwandten von Tyrannosaurus rex zwar nicht. Aber ihre Untersuchung bekräftige die Annahme, dass ein Daspletosaurus zu Lebzeiten heftig mit seinen Artgenossen gekämpft habe, schreiben die Paläontologen im Fachjournal „PeerJ“. Die Analyse von unverheilten Bissspuren lasse zudem vermuten, dass die Tiere sich nach dem Tod auffraßen, also Kannibalen waren.

Die Fossilien wurden bereits 1994 in Kanada entdeckt

David Hone von der Universität London und Darren Tanke vom Royal Tyrrell Museum im kanadischen Drumheller hatten die fossilen Reste eines Daspletosaurus analysiert, die bereits 1994 im kanadischen Dinosaur Provincial Park entdeckt wurden. Daspletosaurier gehören wie der T. rex zur Familie der Tyrannosauridae – den fleischfressenden Dinosauriern mit großem Schädel, massigem Körper und den typischen kurzen Armen.
Bei dem nun untersuchten Exemplar eines Daspletosaurus handelte es sich um ein etwa zehn Jahre altes, noch nicht ganz ausgewachsenes Tier. Es war bei seinem Tod knapp sechs Meter lang und wog etwa eine halbe Tonne.

Zahlreiche Wunden am Schädel

Die Forscher fanden am Schädel zahlreiche Wunden, die aber noch zu Lebzeiten verheilt waren. Einige seien anhand ihrer Form mit großer Wahrscheinlichkeit auf Bisse zurückzuführen, bei anderen Verletzungen sei die Ursache weniger klar ersichtlich, berichten sie. „Dieses Tier hat offensichtlich ein hartes Leben gehabt und zahlreiche Verletzungen am Kopf erlitten, wovon zumindest einige recht übel gewesen sein müssen“, sagt David Hone. „Der wahrscheinlichste Verursacher ist ein Mitglied der gleichen Spezies, was darauf hinweist, dass es zwischen den Tieren zu heftigen Kämpfen kam.“

Ob es sich dabei etwa um Revierkämpfe zwischen zwei rivalisierenden Daspletosauriern handelte oder ob einer auf der Suche nach Nahrung gezielt Jagd auf den anderen gemacht habe, lasse sich nicht eindeutig beantworten. Verletzungen am Kopf wiesen aber grundsätzlich eher darauf hin, dass die Tiere im Rahmen eines ritualisierten Kampfes nebeneinander oder sich direkt gegenüber gestanden haben.

Verdacht auf Kannibalismus

Vor allem eine unverheilte Bissspur am Unterkieferknochen lässt die Forscher weiter vermuten, dass das Tier einige Zeit nach seinem Tod aufgefressen wurde. Nach einer genauen Untersuchung der Spuren und der Fundsituation sowie einem Abgleich mit Schaumabdrücken von den Gebissen verschiedener Dinosaurier nehmen die Forscher an, dass ein anderer Tyrannosaurier, möglicherweise ein anderer Daspletosaurier das Aas gefressen hat. Die Interpretation sei vorläufig, aber Kannibalismus sei von anderen Tyrannosauridae bekannt. So war etwa auch der legendäre T. rex wohl ein Kannibale, wie bereits frühere Untersuchungen zeigten. (dpa)

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