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Karl Ulrich Mayer, Leibniz-Gemeinschaft: "Wir müssen sichtbarer werden"

Der neue Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Karl Ulrich Mayer, über den Wettbewerb unter Forschungsorganisationen

Herr Mayer, Sie waren über 20 Jahre Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, bevor Sie 2003 nach Yale gingen. Inzwischen hat sich die deutsche Wissenschaftslandschaft unter anderem durch die Exzellenzinitiative stark verändert. Wie sehen Sie die Entwicklung – auch als Rückkehrer aus den USA?



Für unsere finanzielle Situation ist vor allem der Pakt für Forschung sehr positiv. Aber auch mit der Fortsetzung der Exzellenzinitiative hat die Bundesregierung umsichtig auf die Krise reagiert, als sie sagte: Wir investieren trotzdem in die Wissenschaft. In den USA herumgesprochen hat sich die Exzellenzinitiative – weil Gutachter an der Projektauswahl beteiligt waren. Großes Interesse gibt es auch daran, in die neuen Graduiertenschulen und Cluster eingeladen zu werden.

Was wird sich in der Leibniz-Gemeinschaft unter Ihrer Präsidentschaft ändern?

Die Leibniz-Gemeinschaft hat eine enorme Erfolgsgeschichte, die sie ihrer Qualitätssicherung verdankt, der in Eigenregie durchgeführten Evaluation aller Einrichtungen. In Zukunft wird es darum gehen, die Leibniz-Gemeinschaft sichtbarer zu machen – so sichtbar wie ihre wissenschaftlichen Leistungen.

Soll Leibniz gegenüber der Max-Planck- Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft aufholen?

Genauso wenig wie es Forschung erster, zweiter und dritter Klasse geben kann, kann es Forschungsorganisationen erster, zweiter und dritter Klasse geben. Da geht es ausschließlich um einen Qualitätswettbewerb. Aber bei der finanziellen Ausstattung der Leibniz-Gemeinschaft gibt es durchaus Nachholbedarf. Gut aufgestellt ist die Leibniz-Gemeinschaft durch ihre Verbindung von Grundlagen- und Anwendungsforschung. Als Modell dessen, wie moderne Wissenschaft betrieben werden soll, haben wir auch die Forschungsmuseen. Sie vermitteln Wissen in die Öffentlichkeit und sind international vernetzte Forschungseinrichtungen. Diesen Aspekt werden wir verstärken.

Durch den Pakt für die Forschung erhält Leibniz schon jetzt fünf Prozent mehr Geld. Wollen Sie weiter expandieren?

Das Leibniz-Institut für Schulbuchforschung, das frühere Georg-Eckert-Institut in Braunschweig, wurde jetzt assoziiertes Mitglied. Das steht dafür, dass wir unter anderem die Geisteswissenschaften ausbauen. Das andere ist die Vernetzung von Themenbereichen innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft – etwa in der Infektionsforschung und in den Ernährungswissenschaften.

Wollen Sie das Lieblingsprojekt ihres Vorgängers Rietschel, die Gründung von Wissenschaftscampus, fortsetzen?

Diese Einrichtungen sind ein fantastisches Modell für die Verflechtung der Leibniz-Gemeinschaft mit den Hochschulen. Dafür sind wir besonders gut geeignet, weil alle Direktoren gemeinsam mit Universitäten berufen werden und wir besonders ländernah sind. Gerade haben wir in Rostock einen neuen Campus aus der Taufe gehoben, zum Thema „Umwelt und Gesundheit 2025“, da geht es um Umweltbeeinträchtigungen der Gesundheit.

Sie haben sich als Soziologe unter anderem mit Bildungsverläufen und Arbeitsmarktprozessen befasst. Wollen Sie der Max-Planck-Gesellschaft in der Bildungsforschung künftig Konkurrenz machen?

Mir liegt die Bildungsforschung in der Tat besonders am Herzen. Da expandieren wir mit dem neuen Wissenschaftscampus in Tübingen zu Wissensmedien, das ist für berufliche Bildung sehr spannend. Aber das Feld der Bildungsforschung ist groß und braucht viele Akteure. Auch das Nationale Bildungspanel, mit dem in Berlin das zu Leibniz gehörende Wissenschaftszentrum beschäftigt ist, braucht Verstärkung. Ich würde mich natürlich freuen, wenn auch in anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen weiterhin empirische Bildungsforschung betrieben wird.

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