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Blitzattacke. Der Schleuderzunge eines Jemenchamäleons entkommen weder Insekten noch Mäuse. Sie verbreitert sich dabei kelchartig. So entsteht eine große Klebefläche.

© Thilo Rückeis

Klebrige Angelegenheit: Chamäleons jagen mit zähflüssiger Spucke

Wenn ein Chamäleon Beute entdeckt, schnellt die Zunge im Bruchteil einer Sekunde weit aus dem Maul. Der Speichel macht sie so klebrig, dass es kaum ein Entrinnen gibt.

Extrem zäher Speichel sorgt bei Chamäleons dafür, dass es für Beute kaum ein Entrinnen gibt. Der Schleim auf der Zunge der Tiere sei 400 Mal zäher als menschlicher Speichel, berichten Forscher im Fachmagazin „Nature Physics“. Dies erkläre, warum Chamäleons selbst Beute mit nahezu einem Drittel ihres eigenen Gewichts überwältigen können.

Chamäleons lauern ihrer Beute oft regungslos auf. Sobald ein Tier nahe genug kommt, aktiviert das Chamäleon einen Muskelkomplex, der die Zunge blitzschnell aus dem Maul schießen lässt. Sie streckt sich bis zu doppelter Körperlänge und schnalzt dann sofort zurück. Chamäleons fangen so Tiere ganz unterschiedlicher Größe – von der Ameise bis zur Eidechse. Bisher nahmen Forscher an, dass sich die Beute an der Oberfläche der Zunge verhakt oder dass sie festgesaugt wird. Das Team um Pascal Damman von der Universität Mons in Belgien zeigte nun, dass allein schon der Speichel klebrig genug ist, um den Fang zu sichern.

Die Echsen speichelten Glasplättchen voll

Die Wissenschaftler hatten ein kleines Glasplättchen vor die Beute eines Chamäleons gestellt und so den Schleim gesammelt, den das Tier bei einer Attacke dort zurückließ. Das vollgespeichelte Plättchen legten sie dann auf eine Schräge und ließen Metallkugeln darüber rollen. Die Viskosität, also die Zähflüssigkeit des Schleims, bestimmt, wie stark die Kugeln haften bleiben. Die Ergebnisse verwendeten die Forscher für Modellrechnungen, die den Fangvorgang beschreiben. Sie berücksichtigten dabei zum Beispiel die Beschleunigung der Zunge beim Zurückschnellen und die Position und Masse der Beute auf der Zunge. Mit dem Modell ermittelten sie dann, wie groß ein Tier höchstens sein dürfte, damit ein Chamäleon es noch allein mit der klebrigen Zunge fangen kann.

Die Resultate verglichen die Forscher mit Analysen des Mageninhalts von Chamäleons verschiedener Arten. Demnach könnten die Echsen, wenn es nur nach der Klebrigkeit des Schleims ginge, noch viel größere Tiere fangen, als sie es tatsächlich tun. Den Chamäleons komme zunutze, dass sie ihre Zunge beim Fangvorgang kelchartig verbreitern, so dass eine große Klebefläche entsteht.

Die kleinsten Chamäleons haben die schnellste Schleuderzunge

Chamäleons haben viele erstaunliche Eigenschaften. So hat die kleinste Art die schnellste Schleuderzunge: Das maximal zehn Zentimeter lange Stachel-Zwergchamäleon beschleunigt seine Zunge innerhalb einer hundertstel Sekunde auf fast 100 Kilometer pro Stunde. Insgesamt dauert die Attacke auf ihre Beute nur zwei hundertstel Sekunden. Über die spektakulären Farbwechsel der Tiere haben Forscher herausgefunden, dass sie bei einigen Arten auf spezielle Nanostrukturen zurückgehen, die denen auf Schmetterlingsflügeln ähneln. Mit ihren Farbwechseln reagieren Chamäleons unter anderem auf Artgenossen sowie Helligkeits- oder Wärmeunterschiede. dpa

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