zum Hauptinhalt

Klima: Klimawandel - Sache der Nobelpreisträger

Friedensnobelpreis wird Wissenschaftlern, die zum Klimaschutz arbeiten, und politischem Filmstar verliehen.

"Wir hatten absolut keine Ahnung - es ist fantastisch", sagt Stefan Rahmstorf, Klimaforscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Vom 8.-10. Oktober fand in Potsdam das Symposium "Global sustainability: A Nobel cause" statt, auf dem mehr als ein Dutzend Nobelpreisträger und weitere Teilnehmer über den Klimawandel und damit verbundene Probleme diskutierten. Am 12. Oktober erfuhren sie, dass der diesjährige Friedensnobelpreis an Al Gore, Filmemacher und ehemaliger US-Vizepräsident, und das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) verliehen wird - ihre Sache bekommt nun einen eigenen Nobelpreis.

"Al Gore ist ein unermüdlicher Kämpfer für das Klima, der die Auszeichnung verdient hat, da er dieses wichtige Thema in das Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Politik gebracht hat", sagt Robert Watson, Teilnehmer in Potsdam und früherer Vorsitzender des IPCC. "Ich bin jedoch höchst angenehm überrascht, dass sich das IPCC den Preis mit ihm teilt, wodurch zu Recht die ganze Gemeinschaft der Klimaforscher ausgezeichnet wird." Rajendra Pachauri, derzeitiger Vorsitzender des IPCC, sieht in der Auszeichnung ebenfalls die Anerkennung dessen, was weltweit erreicht wurde. "Ich möchte allen Wissenschaftlern Tribut zollen, die diesen Preis zuerkannt bekommen haben", sagt er.

Da Klimawandel letztlich eine Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit darstellt, ist der Nobelpreis eine vollkommen berechtigte Auszeichnung für die Arbeit des IPCC, fügt Watson hinzu. Der Nobelpreis wurde schon einmal für Umweltschutz vergeben: 2004 erhielt ihn die kenianische Biologin und Umweltaktivistin Wangari Muta Maathai, die das Green Belt Movement in Afrika ins Leben rief.

Das IPCC veröffentlichte in den vergangenen zwei Jahrzehnten vier Sachstandberichte. Jeder ist ein umfangreiches Kompendium der verfügbaren wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Klimawandel und seinen Folgen, das Ergebnis der Arbeit tausender Autoren und Reviewer. "Ich kann Ihnen ein oder zwei Dinge darüber sagen, was es heißt, sich an Abenden und Wochenenden durch Stapel über Stapel von Veröffentlichungen zu wühlen", sagt Rahmstorf, Leitautor des Vierten Sachstandberichts mit dem Schwerpunkt Physik.

Kürzlich begannen Diskussionen darüber, wie die Informationen, die das IPCC zusammenträgt, brauchbarer und relevanter für politische Entscheidungsträger gemacht werden können. Pachauri hat etliche Möglichkeiten zusammengetragen, darunter kürzere, zielgerichtere und häufigere Reports zu speziellen Themen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich auf regionale Auswirkungen des Klimawandels zu konzentrieren. Diese und weitere Optionen werden in den nächsten Monaten weiter diskutiert werden.

"Wir müssen die IPCC modifizieren, um sie effizienter zu machen", erklärt Watson. "Der Nobelpreis jedoch erinnert uns daran, dass wir weitermachen müssen."

Umweltschützer und US-Wissenschaftler würdigten Gores Bemühungen, den Klimawissenschaften weltweit Gehör zu verschaffen, die er vor mehr als zwei Jahrzehnten begann und die zuletzt in dem Dokumentarfilm "Eine unbequeme Wahrheit" mündeten. Michael MacCracken, Wissenschaftler am Climate Institute in Washington, D.C., sagt, Gore sei zwar während seiner Amtszeit unter Bill Clinton in den 1990ern nicht in Lage gewesen, die USA zum Handeln zu bewegen, seitdem sei er jedoch enorm erfolgreich darin gewesen, sein Anliegen auf der ganzen Welt zu verbreiten. "Es ist sehr schwer, öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen", sagt er, "und ich denke, das ist es, was Gore wirklich erreicht hat."

Susan Solomon, Atmosphärenchemikerin der Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA und Co-Chair der IPCC-Arbeitsgruppe "The Physical Science Basis" bezeichnet die Auszeichnung als "großartigen Sieg der Wissenschaft" und würdigt Gore dafür, dass er dem Thema eine breite Öffentlichkeit verschafft hat. "Ich liebe seinen Film", sagt Solomon. "Ich denke, sein Ziel ist es, die Menschen wachzurütteln, und das ist ein sehr wichtiges Ziel. Ich denke nicht, dass es ihm dabei um ein politisches Programm ging." Dan Schrag, Geochemiker an der Harvard University, stimmt zwar zu, dass Gore die Auszeichnung verdient hat, ist allerdings skeptischer in Bezug auf die Politik.

Wie vorauszusehen war, hat die Auszeichnung Spekulationen geschürt, dass Gore sich noch einmal um den Einzug ins Weiße Haus bemühen wird - eine Möglichkeit, die Gore immer wieder heruntergespielt, jedoch nie ausgeschlossen hat.

Dieser Artikel wurde erstmals am 12.10.2007 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news2007.164. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd

Quirin Schiermeier, Jeff Tollefson

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false