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Klimawandel: Heiße Sommer bedrohen Forellen

Auch wenn es in diesen kühlen und nassen Tagen schwer vorstellbar ist: Die Region Berlin-Brandenburg wird in den nächsten Jahrzehnten mit heißen und vor allem trockenen Sommern rechnen müssen. Was das für die Flüsse und Seen bedeutet, darüber diskutierten Experten aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung.

Auch wenn es in diesen kühlen und nassen Tagen schwer vorstellbar ist: Die Region Berlin-Brandenburg wird in den nächsten Jahrzehnten mit heißen und vor allem trockenen Sommern rechnen müssen. Was das für die Flüsse und Seen bedeutet, darüber diskutierten am Freitag Experten aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung im Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) am Berliner Müggelsee.

Weniger Regen und höhere Temperaturen führen dazu, dass die Wassermenge abnimmt, erläuterte Klement Tockner, Chef des IGB. „Dadurch steigt die Konzentration von Nährstoffen, und damit die Gefahr für eine Eutrophierung – also ein biologisches ,Umkippen‘ der einzelnen Gewässer“, machte er deutlich. Darüber hinaus bedeute weniger Wasser einen kleineren Lebensraum. „Und das hat zur Folge, dass die Artenvielfalt abnimmt.“ Den verbleibenden Tieren droht weiterer Stress, denn die Wassertemperaturen werden sommers deutlich zunehmen. „Forellen zum Beispiel bevorzugen aber kaltes Wasser“, sagte Tockner. Wenn die Fische nicht in kühle Areale flüchten können, drohen Massensterben. „Deshalb müssen wir schon jetzt geeignete Gewässerstrukturen schaffen, um Wanderungsmöglichkeiten zu erhalten.“

Während den Forellen das warme Wasser zusetzt, dürften wärmeliebende Arten davon profitieren. Dazu gehören nicht nur Fische, sondern auch Insekten. Die Experten waren sich aber einig: Selbst wenn in Mitteleuropa immer wieder exotische Mücken gesichtet werden, zum Malariagebiet wird es damit noch lange nicht. Einerseits überleben viele der Insekten die Winter nicht, zum anderen ist das Gesundheitswesen viel besser als in manchem tropischen Land.

Die gegenwärtig größte Gefahr geht übrigens nicht von den „Malaria-Mücken“ der Gattung Anopheles aus, sondern von der Asiatischen Tigermücke. Sie kann gefährliche Krankheitserreger, wie das West-Nil-Virus, übertragen. Seit 1999 sei sie auch in Italien heimisch und dringe immer wieder in Nachbarländer vor, berichtete Andreas Arnold von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage aus Waldsee am Oberrhein. „Die Larven werden an Pflanzen und in gebrauchten Reifen eingeschleppt.“ 2007 wurde die Tigermücke erstmals in Süddeutschland nachgewiesen. Doch mit dem Sommer verschwanden auch die fremden Insekten – vorerst.

„Wir müssen damit rechnen, dass sie wiederkommen und sich möglicherweise dauerhaft etablieren“, sagte Arnold. Glücklicherweise haben Tigermücken einen kleinen Aktionsradius, so dass einzelne Populationen mit Insektiziden gut bekämpft werden können. „Das Hauptproblem sind die Larven: Sie können ebenfalls das Virus in sich tragen und sich auch nach jahrelanger Trockenheit weiterentwickeln.“ Wie viele andere Arten ist auch die Tigermücke Nutznießer des zunehmden Tourismus und internationalen Warenverkehrs. Ralf Nestler

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