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Klimawissenschaften: "Weltklimarat soll unabhängiger werden "

Im Magazin Nature fordern führende Klimaforscher die Auflösung des Weltklimarats -als Reaktion auf die bekannt gewordenen Missstände.

Die Rufe nach einer Reform des Weltklimarats (IPCC) werden lauter. Zuerst waren es E-Mails von beteiligten Wissenschaftlern, die Zweifel an deren Objektivität nährten. Seitdem mehrere Fehler in dem 2007 erschienenen Sachstandsbericht publik wurden, hat das Ansehen des Gremiums noch mehr gelitten. Wie so etwas vermieden werden kann, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.

Im Fachmagazin „Nature“ beschreiben jetzt fünf führende Klimaforscher ihre Vorstellungen vom IPCC der Zukunft (Band 463, Seite 730). Mike Hulme von der Universität East Anglia im britischen Norwich fordert gleich die Auflösung des IPCC nach dem Erscheinen des fünften Sachstandberichts in vier Jahren. Danach sollte die Arbeit auf drei eigenständige Einrichtungen verteilt werden: Die erste kümmert sich weiter um die physikalischen Grundlagen des globalen Klimawandels. In der zweiten sollen sich Wissenschaftler jeweils auf bestimmte Regionen beschränken und dort die kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen untersuchen. Die dritte Gruppe würde erforschen, welche Auswirkungen bestimmte politische Maßnahmen wie zum Beispiel eine Kohlendioxidsteuer haben.

Eduardo Zorita vom GKSS-Forschungszentrum Geesthacht bemängelt, dass die IPCC-Autoren von Regierungen nominiert werden und „selbst-begutachtete Berichte unter enormem Stress und kaum einzuhaltenden Deadlines“ erarbeiten. Er fordert, das Modell der ehrenamtlichen Mitarbeit aufzugeben und eine „Internationale Klimaagentur“ zu gründen. Etwa 200 Forscher sollten dort angestellt und unabhängig von Politik, Industrie und Wissenschaftsbetrieb arbeiten. Die Berichte sollen nur aus geprüften Fachartikeln entstehen, Wissenslücken klar benennen und nochmals von unabhängigen Gutachtern geprüft werden.

John Christy von der Universität von Alabama plädiert für einen „Wikipedia-IPCC“. Das bisherige Gremium sei nicht repräsentativ, weil die Regierungen meist nur jene Forscher nominieren, die „auf Linie“ sind. Statt eines alle sechs Jahre gedruckten Berichts setzt Christy auf eine öffentliche Online-Publikation, die stets dem aktuellen Stand entspricht, aber auch die Kontroversen nachvollziehbar macht und Links zu den Originalstudien bietet. Moderieren und letztlich aufschreiben sollen aber nur ausgewählte, wechselnde Forscherteams. (nes)

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