zum Hauptinhalt

Kolumne: AhA: Warum kräht der Hahn?

"Noch ehe der Hahn zwei Mal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen", soll Jesus seinem Jünger Petrus prophezeit haben. Wie im Markus-Evangelium weiter zu lesen ist, krähte der Hahn am nächsten Morgen zuverlässig nach der ersten Verleugnung und noch einmal nach den beiden nächsten. Und Petrus weinte.

Der krähende Hahn taucht nicht von ungefähr in der Vorgeschichte des Osterfestes auf. Denn erst die Römer waren verantwortlich für die rasche Verbreitung von Gallus gallus domesticus, der seine Stimme in den Morgenstunden erhebt, um sein Revier abzustecken und seinen Konkurrenten zu imponieren.

„Das laute Krähen ist ein reines Domestikationsmerkmal“, sagt Werner Bessei, Leiter des Fachgebiets Nutztierethologie und Kleintierzucht an der Universität Hohenheim. Ein wildlebender Bankiva-Hahn, Urvater aller Haushühner, kräht nämlich nicht. „Er krächzt nur.“

Ganz anders die gellenden Schreie der auf Krähen selektierten Rassen. „Das lang gezogene Kikeriki eines Haushahns kann bis zu 20 Sekunden dauern“, sagt Bessei. „Ein solcher Hahnenschrei geht über Kilometer.“ In ländlichen Regionen kommunizieren die Vögel so von Hühnerstall zu Hühnerstall. Manche Gockel schließen den Ruf mit einem „Nachschlag“ ab, als wollten sie Luft holen.

Während Wachtelzüchter in Japan und anderswo seit jeher Vögel mit besonders schönem Gesang bevorzugen, werden beim Haushahn laute Kräher favorisiert, etwa um die Wachsamkeit und Kampfeslust des Vogels zu unterstreichen. Möglicherweise sei dieses Merkmal aber auch für religiöse Riten herausselektiert worden, sagt Bessei. Nach und nach entstanden Kräherrassen wie die schwarz-goldbraunen und besonders langatmigen Bergischen Kräher. In manchen Ländern treten Gockel heute noch bei Hahnenschrei-Wettkämpfen gegeneinander an.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false