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Ein junger Mann steht in einem Hörsaal vor einer Tafel und erklärt Formeln.

© IMAGO

Kritik am Qualitätspakt Lehre: Bessere Lehre an den Hochschulen noch bis 2020

Der Qualitätspakt Lehre bringt den Hochschulen bis 2020 zwei Milliarden Euro. Wie geht es weiter? Der Bund sieht bereits einen Kulturwandel, die Grünen fordern eine dauerhafte Förderung.

„Erste Klasse für die Masse“ nennt die Technische Universität Berlin ihr Programm, mit dem sie die Lehre verbessern will. Für Abiturienten wird ein Orientierungsstudium angeboten, das E-Learning wird ausgebaut, studentische Tutoren werden qualifiziert – und Professoren in überlasteten Fachgebieten frühzeitig berufen. Eine exzellente und möglichst individuelle Betreuung von Studierenden an einer Massenuniversität? Lange Zeit galt das als unerreichbares Ideal, die Hochschullehre wurde vernachlässigt. Bis heute hat sie im Karriereweg von Professorinnen und Professoren einen eher geringen Stellenwert – Erfolge in der Forschung zählen nun einmal mehr.

"Die Lehre spürbar aufgewertet"

Mit dem 2011 gestarteten Qualitätspakt Lehre von Bund und Ländern soll sich das ändern. Bis 2020 fließen immerhin zwei Milliarden Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Projekte zur Verbesserung der Lehre an den Hochschulen. Eine Art Zwischenbilanz bietet jetzt die Antwort des BMBF auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Bundestag. Der Qualitätspakt Lehre habe „in den Hochschulen einen Kulturwandel ausgelöst und die Lehre spürbar aufwertet“, schreibt das BMBF in seiner Antwort. So werde die Lehre didaktisch weiterentwickelt, die Hochschulen könnten hier individuell neue Schwerpunkte setzen und so ihr Profil im bundesweiten Wettbewerb um Studierende schärfen.

Bis zu einem Drittel der Hochschulen geht leer aus

Auch das Geld aus dem Qualitätspakt wird wettbewerblich vergeben, die Hochschulen mussten sich in zwei Runden mit ihren Projekten durchsetzen. In Berlin ist das allen staatlichen Universitäten, Kunst- und Musikhochschulen sowie fast allen Fachhochschulen gelungen, Ausnahme ist hier die Beuth-Hochschule. Bundesweit werden in der ersten Phase drei Viertel der Hochschulen und in der zweiten Phase ab 2017 zwei Drittel gefördert. Herausfallen werden solche, denen laut BMBF eine positive Zwischenbegutachtung fehlte.

Die Grünen kritisieren, dass damit ein wachsender Teil der Unis und Fachhochschulen nicht von dem Programm profitiert. Es dürfe „kein Riss zwischen den Hochschulen entstehen“, heißt es in einer Reaktion des hochschulpolitischen Grünen-Sprechers Kai Gehring. Gute Lehre sei für alle Einrichtungen zentral, „damit Studierende erfolgreich abschließen und die Forschungsstärke der Hochschulen auch bei den Studierenden ankommt“. Deshalb müssten Bund und Länder jetzt über ein neues Instrument verhandeln, in dem der ebenfalls 2020 auslaufende Hochschulpakt zur Schaffung zusätzlicher Studienanfängerplätze und der Qualitätspakt Lehre verstetigt werden. Der Bund solle damit dauerhaft in die Hochschulfinanzierung einsteigen.

Die Grünen kritisieren fehlende Vorgaben bei der Stellenbesetzung

Das BMBF verweist auf die Arbeit der Staatssekretärsarbeitsgruppe, die seit April unter anderem ausloten soll, inwiefern sich der Bund gemäß des neuen Grundgesetzartikels 91b für die Verbesserung der Lehre an den Hochschulen engagieren kann. Vorschläge sollten zur Frühjahrstagung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern 2017 vorgelegt werden. Die Frage, wie „etwaige künftige Programme“ nach Auslaufen des Qualitätspakts ausgestaltet werden könnten, stellt sich aus Sicht des BMBF aktuell nicht. Dazu müssten Ergebnisse der programmbegleitenden Evaluation und der Begleitforschung abgewartet werden. Positive Entwicklungen zeichneten sich aber schon ab. So sei in „besonders problematischen Fächern wie Elektrotechnik und Maschinenbau die Studienabbruchquote innerhalb weniger Jahre um ein Drittel gesunken“, was aber nicht alleine auf den Qualitätspakt Lehre zurückzuführen sei.

Unstrittig ist eine hohe Zahl von Stellen, die mit den Mitteln des Pakts geschaffen werden. Bundesweit haben die Hochschulen gut 3300 Personen zusätzlich eingeplant, davon 253 Professoren und Professorinnen – in der Regel durch vorgezogene Berufungen – und 2519 wissenschaftliche Mitarbeiter. Zusätzlich sind knapp 16 Millionen Euro für zusätzliche Lehraufträge veranschlagt. Die Grünen bemängeln allerdings, dass der Bund den Hochschulen bei der Stellenvergabe freie Hand lässt. Tatsächlich bleibt unklar, wie hoch der Frauenanteil ist und welche Perspektiven die Beschäftigten haben. „Die Wertschätzung von Lehre“ müsse aber „zu unbefristeten Arbeitsverhältnissen führen können“, erklärt Kai Gehring.

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