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Künstliche Hüftgelenke: Prothesen aus Metall versagen schneller

Künstliche Hüftgelenke, bei denen Metall auf Metall trifft, müssen im Vergleich zu Prothesen aus anderen Materialien besonders früh ausgetauscht werden.

Das schreiben Wissenschaftler vom National Joint Registry of England and Wales im Fachblatt „Lancet“. 6,2 Prozent dieser Prothesen versagen bereits in den ersten fünf Jahren. Sie sollten den Patienten künftig nicht mehr eingesetzt werden, fordern Alison J. Smith und ihre Kollegen. Wer bereits ein Metallimplantat bekommen hat, sollte es jährlich vom Arzt kontrollieren lassen. Besonders ungünstig sind diese Prothesen für jüngere Frauen.

Die Forscher werteten das weltweit größte Register für orthopädische Gelenkoperationen aus. Allein in den Jahren 2003 bis 2011 wurden dort mehr als 400 000 künstliche Hüftgelenke vermerkt, 31 171 davon waren Metall-auf-Metall-Prothesen. Nicht eingerechnet wurden die skandalträchtigen ASR-Implantate. Der Hersteller DePuy musste sie 2010 vom Markt nehmen, weil das angeblich besonders widerstandsfähige Material schnell mürbe wurde. Die Prothesenköpfe hatten aus den Prothesenpfannen Unmengen kleiner Partikel abgeschmirgelt, die Knochen, Muskeln und Fettgewebe rund um das Gelenk in eine graue Masse verwandelten.

Wenn Technik auf menschliches Gewebe trifft, gehen Theorie und Praxis teilweise weit auseinander. Das zeigt auch die aktuelle Studie. Junge, aktive Patienten hatten in der Vergangenheit oft Probleme mit ihren künstlichen Hüften, weil diese sich mit der Zeit lockerten. Die Chirurgen vergrößerten daraufhin die künstlichen Metallgelenkköpfe und -pfannen. Simulationen im Labor hatten bestätigt, dass das dem Metall nichts ausmacht.

Wie tausende Patienten schmerzvoll erfahren mussten, war diese Annahme falsch. Je größer Metallköpfe und -pfannen sind, desto schneller versagen die Prothesen. Bereits ein zusätzlicher Millimeter im Durchmesser vergrößert das Risiko um zwei Prozent, schreiben die Forscher. Für Keramikimplantate gilt das Gegenteil: Je größer die Gelenkteile hier sind, desto langlebiger sind sie auch.

Jedes Jahr lassen sich in Deutschland rund 400 000 Menschen eine künstliche Hüfte oder ein künstliches Knie einsetzen; darin eingeschlossen sind die rund 37 000 Patienten, deren Kunstgelenk ausgetauscht werden muss. Ab Mitte 2012 wird das Endoprothesenregister Deutschland die Schicksale der deutschen Patienten nachverfolgen.

Nationale Register seien nötig, reichten aber allein nicht aus, mahnt Art Sedrakyan vom Weill Cornell Medical College in New York in einem Kommentar. „Registerdaten können gute Zulassungsstudien nicht ersetzen“, schreibt er. Auch Implantate sollten getestet werden, bevor sie auf den Markt kommen.

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